„…ICH VERSUCHE HALT IMMER ALLES AUFZUKLÄREN UND DEN LEUTEN DIE ANGST ZU NEHMEN.

 

Maurice: Mein Name ist Maurice Janich, ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und ich habe es mir in der Corona-Zeit zur Aufgabe gemacht, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben und sie zu interviewen zum Thema „Maske tragen in der Schule“. Heute habe ich den 16-Jährigen Jordan bei mir. Herzlich willkommen lieber Jordan.

 

Jordan: Hallo.

 

Maurice: Jordan, lass uns gleich mit der ersten Frage starten. Erzähl doch mal, wann musst du denn die Maske in der Schule tragen?

 

Jordan: Ich bin maskenbefreit aufgrund einer Vorerkrankung, aber ich muss trotzdem - das ist mit der Schule abgeklärt - auf dem Schulhof und beim Betreten des Gebäudes eine Maske tragen, jedoch darf ich die dann im Unterricht absetzen. Aber ich halte mich meistens in der Pause außerhalb der Schule auf, weil ich das jetzt darf und deswegen habe ich jetzt eigentlich auch keine Probleme.

 

Maurice: Also wird es ja im Grunde genommen nicht so richtig akzeptiert, dass du eine Befreiung hast, wenn du sie weiterhin aufsetzen musst?

 

Jordan: So gesagt ja. Viele Lehrer haben auch schon gefragt, weil die es nicht wissen. Dann sage ich aber auch, dass ich eine Maskenbefreiung habe. Dann sagen die auch: „Ja, das ist okay.“ Die akzeptieren das. Aber die Schule sagt auch, dass ich mindestens auf dem Schulhof eine tragen muss und beim Betreten, sonst muss ich halt zu Hause den Unterricht machen und da habe ich ehrlich gesagt keine Lust zu.

 

Maurice: Wenn du beim Betreten des Gebäudes und auf dem Schulhof keine Maske trägst, musst du zu Hause bleiben, richtig?

 

Jordan: Genau und dann von zu Hause Unterricht machen.

 

Maurice: Jordan, welche Gedanken und welche Gefühle entstehen denn in dir beim Tragen der Maske?

 

Jordan: Ich trage sie ja grundsätzlich nur bei der Schule und wenn ich z.B. im Bus bin zum Fitnessstudio und ich finde es persönlich ziemlich…ich fühle mich eingesperrt darunter, so, als dürfte ich jetzt nicht dazu meinen Senf abgeben oder was dazu sagen. Das fühlt sich einfach relativ komisch an. Ich finde, wenn ich eine aufhabe im Bus und alle Anderen damit sehe, das ist mittlerweile so schlimm, das macht einen schon gewisser Weise fertig, wenn man überlegt, dass man vor einem Jahr noch schön Eisessen gehen konnte, shoppen usw. Das macht mich manchmal schon psychisch ein bisschen fertig, aber ich komme damit eigentlich sonst relativ gut zurecht.

 

Maurice: Also es schlägt auf deine Psyche, andere Menschen mit der Maske zu sehen?

 

Jordan: Genau.

 

Maurice: Wie fühlst du dich denn, wenn du die Maske für kurze Zeit nur getragen hast -  glücklicherweise musst du sie nur eine kurze Zeit tragen - wie fühlst du dich, wenn du sie abnimmst?

 

Jordan: Ich fühle mich einerseits froh und erleichtert darüber, aber andererseits mache ich mir trotzdem auch Gedanken über meine Mitschüler, wie die sich fühlen, wenn sie jetzt sehen, dass ich meine ausziehen darf im Unterricht und sie sie anlassen müssen, da mache ich mir auch schon Gedanken darüber. Aber sonst fühle ich mich eigentlich wieder frei.

Maurice: Du fühlst dich frei, okay. Und du machst dir Gedanken um deine Mitschüler. Das finde ich prima. Wie gehen denn deine Mitschüler damit um, dass du keine Maske trägst?

 

Jordan: Die meisten bewundern mich, dass ich mich da so durchsetze und ihnen sage, dass ich das nicht machen muss. Und viele stellen auch Fragen und dann versuche ich die meisten darüber aufzuklären zu der aktuellen Situation, weil aus meiner Sicht halt nicht alles stimmt, was im Fernsehen gesagt wird. 

 

Maurice: Jetzt weißt du ja, dass ich schon einige Interviews geführt habe mit Kindern. Die berichten alle von Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit usw. Hast du dich mit Mitschülern ausgetauscht? Haben dir vielleicht einige von deinen Mitschülern davon berichtet?

 

Jordan: Ja, die meisten sagen, dass sie beim Betreten des Schulhofes - wenn sie sie aufsetzen - schon nach ein bis zwei Minuten leichte Bauchschmerzen bekommen. Ich habe heute eine Klausur geschrieben und nach der Klausur waren halt viele - also eine Person ist umgekippt, weil ihr schwindelig war und das kann ich nicht verstehen, dass der Lehrer da nicht die Maske abgenommen hat, weil der hat gesagt, die soll die Maske anlassen. Das habe ich persönlich nicht verstanden. Aber ansonsten Übelkeit manchmal. Viele haben Kopfschmerzen, können sich nicht richtig konzentrieren und halt Schwindel.

 

Maurice: Jordan, jetzt gibt es Menschen, die berichten, dass das alles Quatsch ist mit den Symptomen, dass sie mit ganz vielen Kinder gesprochen haben und die haben alle keine Symptome. Wie kannst du dir das erklären?

 

Jordan: Also ich persönlich habe es auch manchmal schon selbst erlebt, wenn ich zum Fitnessstudio fahre, im Bus eine aufziehe - das ist jetzt nicht weit - deswegen ziehe ich dann ganz kurz eine auf, weil ich komme damit für eine kurze Zeit klar. Aber sobald ich dann auch ein paar Haltestellen mehr fahre, merke ich dann auch, dass mir dann schon schwindelig wird. Beim Aufstehen auch leichter Schwindel. Also ich persönlich finde, das kann man so nennen, wie in der Pubertät gibt es ja eine Zeit, dass wenn man z.B. gleich aufsteht, dass man vor Schwindel fast umfällt. Und ich finde, genauso fühlt es sich an, wenn man halt eine Maske trägt und deswegen verstehe ich auch nicht die Leute, die sagen, dass die Kinder da sagen würden, dass das gar nicht so schlimm wäre. Also entweder wollen die Kinder das einfach nicht erzählen oder die empfinden das einfach nicht so stark.

 

Maurice: Viele berichten auch davon, dass sie sich schon daran gewöhnt hätten.

 

Jordan: Das haben viele bei mir auch gesagt, dass es bei ihnen schon zur Gewohnheit wurde, wenn sie aus dem Haus gehen und sie denken dann irgendetwas fehlt, weil sie die Maske nicht aufhaben und da habe ich einfach gesagt, dass ich es ziemlich traurig finde und da haben die auch direkt ein schlechtes Gewissen bekommen. 

 

Maurice: Jordan, ich finde das cool, dass du dir die Mühe machst, mit anderen Menschen zu sprechen, dass du versuchst, dein Wissen weiter zu geben und dass du versuchst, die Leute einfach zum Denken anzuregen. Hast du als Nicht-Maskenträger irgendwo schon einmal Nachteile erfahren müssen? In Geschäften, in Bus und Bahn, in der Schule, wo auch immer?

 

Jordan: In Geschäften jetzt nicht wirklich, z.B. beim Lidl hatte ich das gar nicht, weil die sind bei uns relativ entspannt. Aber ich hatte das schon öfter, wenn ich im Bus war und eine längere Fahrt hatte. Das war sogar vorgestern erst, da hatten wir eine Freistunde und dachten uns, wir fahren mit ein paar Leuten aus der Stufe einfach mal Richtung McDonalds und holen uns was kleines zu Trinken und zu Essen. Auf der Rückfahrt dann hatten wir noch was über, weil wir den Bus bekommen mussten und haben uns nach ganz hinten gesetzt. Der Bus war leer, das war ein Gelenkbus, also ein längerer. Und dann saß da nur ganz vorne eine ältere Dame mit ihrem Enkel. Der Enkel war ca. 12 Jahre alt. Die hatten beide eine Maske auf. Wir haben uns nach hinten gesetzt und dann beim Sitzen die Maske runtergeschoben, um weiter zu essen. Wenn man isst, kann man das ja mal runter schieben. Bei der Fahrt ist die ältere Dame von ganz vorne bis nach hinten gekommen. Die hätte dabei umfallen können oder irgendwo gegen kommen können. Ich glaube, das wäre ihr in dem Moment egal gewesen. Die war so entsetzt und sauer, dass wir den Mundschutz nicht aufhatten. Dann hat sie uns auch beleidigt und gesagt, dass sie es unverantwortlich findet und wir schuld wären, wenn ihr Enkel keine Oma mehr hätte.

 

Maurice: Das ist schon heftig oder?

 

Jordan: Da habe ich am Abend noch einmal mit meinen Freunden geredet, was das überhaupt alles soll und da habe ich auch nicht gut schlafen können. 

 

Maurice: Ja, das schlägt auf die Psyche und da kann ich dich total verstehen. Habt ihr ruhig reagiert?

 

Jordan: Ich habe der Frau das erklärt, dass ich eine Befreiung hatte, habe ihr auch den Zettel gezeigt, aber natürlich nicht komplett was da drauf steht, weil das ja viele nichts angeht. Sie hat dann auch gesagt, das findet sie okay, aber dann hat sie trotzdem auf die anderen drauf eingehackt. Dann hat der Busfahrer - das fand ich super - den Bus angehalten und die Dame rausgebeten, weil er, glaube ich, auf der Seite ist gegen Corona. Das fand ich dann echt super von dem Busfahrer.

 

Maurice: Schön, wie du reagiert hast, dass du ihr das erklärt hast, dass du dir die Mühe gemacht hast. Toll! Ich habe hier noch ein Frege stehen: Würdest du lieber Homeschooling in Anspruch nehmen?

 

Jordan: Bei mir auf der Schule, ist das einzige, was mich stört, das Tragen der Maske auf dem Schulhof und das Tragen beim Betreten des Gebäudes. Ansonsten habe ich da keine großen Probleme. Deswegen würde ich eigentlich - wenn es jetzt mittlerweile immer noch funktioniert - nach den Ferien eher noch weiter zur Schule gehen, weil ich auch vorhabe - vielleicht Ende des Jahres - eine Ausbildung zu beginnen und deswegen meine Noten relativ wichtig sind. Und natürlich kann ich so auch öfter meine Freunde sehen, weil die natürlich auch nicht immer Zeit haben und manche Eltern sind auch relativ ängstlich, aber ich versuche halt immer alles aufzuklären und den Leuten die Angst zu nehmen. 

 

Maurice: Das heißt, sie lassen ihre Kinder oder Jugendlichen nicht einfach so raus? 

 

Jordan: Ja, ich habe zwei in meinen Kursen, da haben die Eltern wirklich Angst. Ich verstehe das, wenn die Eltern Angst haben, aber die haben in meinen Augen zu Unrecht Angst, weil die halt nicht richtig aufgeklärt werden. Die gucken jeden Abend ihre Tagesschau, da kommt halt immer mehr, immer mehr. Dann löst das bei denen ein bisschen Druck aus und dann bekommen die mehr Angst und dann lassen sie es aus meinen Augen an den Kindern aus, dass sie dann nicht mehr so oft raus dürfen. Ich wollte z.B. zu einem Freund gehen und dann hieß es erst am Morgen, dass es geht und dann hat die Mutter erfahren, dass ich eine Maskenbefreiung habe, und dann hat sie gesagt, dass er doch keine Zeit hätte, weil sie wahrscheinlich Angst hatte, dass ich das haben könnte, weil ich auch überall ohne rumlaufe.

 

Maurice: Wie fühlst du dich, wenn du so etwas hörst?

 

Jordan: Also einerseits kann ich die Leute dann gewissermaßen verstehen, weil sie ja nicht aufgeklärt sind und sozusagen Angst haben. Ich glaube ich würde auch so reagieren, wenn ich es nicht wüsste und wirklich Angst haben würde. Aber andererseits würde ich den Leuten das auch gern erklären, aber das geht halt nicht immer. 

 

Maurice: Jordan, ich bin beeindruckt von deiner Größe mit deinen 16 Jahren, wirklich. Sag mir mal, woher beziehst du deine Informationen bezüglich Corona?

 

Jordan: Ich habe eine App, die heißt Telegram. Das kennen sicherlich viele und da bin ich auch in einer Gruppe von Samuel Eckert. Dann schaue ich oft mit meiner Mutter und mit meiner Oma, weil die das auch relativ viel verfolgen.

 

Maurice: Die Gruppe heißt Youngsters?

 

Jordan: Ja genau. In der Gruppe bin ich. Dann schau ich auch oft mit meiner Mutter oder meiner Oma, weil die es weiter verfolgen den Livestream von Samuel Eckert und Bodo Schiffmann, weil die sind momentan auf Tour. Das interessiert mich dann schon, was da erzählt wird, und das finde ich auch super, dass auch relativ viele Leute hinkommen. Und ich denke, wenn sie in unsere Nähe kommen, würde ich auch hingehen. Ansonsten bekomme ich von meiner Mutter viele Informationen, weil die da auch ein bisschen mehr Zeit hat, sich da hineinzuversetzen, weil ich durch die Schule auch nicht immer Zeit dafür habe, aber ich mache mir auch relativ viele Gedanken und hinterfrage auch vieles.

 

Maurice: Was machst du mit den Informationen, wenn du sie bekommst? Glaubst du die einfach so, wie du sie bekommst?

 

Jordan: Also wenn meine Mutter mir z.B. etwas sagt, dann denke ich mir schon erst einmal: „Okay.“ Ich denke mal, das ist schon richtig, weil sie relativ viele Quellen und gute Quellen hat. Ich gucke dann trotzdem, wenn ich abends Zeit finde, immer noch mal nach, was auf den offiziellen Seiten z.B. WDR oder ARD im Internet gesagt wird und vergleiche das dann mit den in meinen Augen Fake-News des ARD und den Informationen, die meine Mutter mir gibt.

 

Maurice: Also du übernimmst nicht blind, sondern du recherchierst selbstständig nochmal und stellst das gegenüber? 

 

Jordan: Genau. Ich mach mir ein eigenes Bild.

 

Maurice: Sehr schön Jordan, das freut mich sehr zu hören. Was deine Eltern über Corona denken, das wissen wir ja ungefähr. Jordan, was wünschst du dir für die Zukunft? Auf Corona bezogen aber vielleicht auch allgemein? 

 

Jordan: Auf Corona bezogen sage ich erst mal, ich wünsche mir, dass es bald ein Ende hat. Ich gehe ja ins Fitnessstudio. Ich hatte jetzt keine Angst, in den Bus zu gehen, aber ich hatte am Anfang immer das Gefühl oder halt leichte Bauchschmerzen, dass mich wieder jemand anspricht. Ich habe zwar eine Befreiung, aber die Situation ist ja trotzdem relativ blöd. Und ich hoffe, dass es bald auch für meine Freunde im Unterricht vorbei ist und wir alle wieder ein normales Leben führen können.

 

Maurice: Gibt es noch irgendetwas, dass ich dich nicht gefragt habe, was du gern noch erzählen würdest?

 

Jordan: Ja, ich hatte schon zweimal eine Situation in der Stadt. Das war jetzt kein wirklicher Vorfall. Ich würde das manchmal gern, wenn ich jetzt in der Stadt bin z.B. und in irgendeinen Laden gehe, da komme ich meistens ohne Mundschutz rein, durch die Befreiung. Aber ich habe schon häufiger jüngere oder auch ältere Leute - die dann die Maske tragen - leicht kollabieren sehen und würde dann halt in dem Moment wirklich gern jeder Person, die da gerade vor Ort ist das erklären, aber das geht leider nicht immer und das trifft einen dann schon. 

 

Maurice: Es trifft dich, dass es den Leuten dann so schlecht geht und sie einfach unwissend sind?

 

Jordan: Genau.

 

Maurice: Okay, das verstehe ich total. Jordan, großartiges Interview. Du bist ein großartiger Junge und ganz viele Erwachsene können sich eine riesengroße Scheibe von dir abschneiden. 

 

Jordan: Danke sehr.

 

Maurice: Jordan, dann danke ich dir von ganzem Herzen, dass du dir die Zeit genommen hast, das Interview mit mir zu führen. Du hast mich inspiriert, ich habe etwas von dir lernen können. Vielen Dank dafür und dann wünsche ich dir alles Liebe und Gute.

 

Jordan: Gleichfalls.

 

Maurice: Danke dir. 

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