Maurice: Mein Name ist Maurice Janich. Ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und ich habe es mir in der Coronazeit zur Aufgabe gemacht, Kindern eine Stimme zu geben, sie zum Thema Maske tragen in der Schule zu interviewen, ihre Gedanken und Gefühle zu erfragen.
Heute habe ich den 12-jährigen Gerd bei mir. Herzlich willkommen lieber Gerd.
Gerd: Hallo.
Maurice: Gerd, schön, dass du da bist und dich gemeldet hast. Wir starten gleich mit der 1.Frage und die heißt: Wann musst du die Maske in der Schule tragen?
Gerd: Also bei mir ist es so: Ich muss 150m vor dem Schulgelände die Maske anziehen. Es wird auch sehr stark kontrolliert. Da kommen immer welche vom Ordnungsamt. Die stellen sich in Zivil da hin und überprüfen das. Wenn man öfters erwischt wird, gibt’s auch irgendwann ein Ordnungsgeld.
Maurice: Also jetzt hast du gesagt, 150m vor der Schule musst du die Maske aufziehen.
Gerd: Ja.
Maurice: Ist das ungefähr oder ist das irgendwie markiert?
Gerd: In unserer Straße, wo es zu meiner Schule hoch geht, wird komplett Maske… Also wir müssen bis zu einem bestimmten Platz. Wir haben eine Kirche. Bis dahin müssen wir Maske tragen. Dann bis zur Hauptstraße, zu einer Kreuzung, die wir auch haben. Also in verschiedenen Richtungen. Alles was im Umkreis von 150m von der Schule ist, müssen wir Maske tragen.
Maurice: Ok und wer hat das festgelegt? Wer hat das gesagt?
Gerd: Die Stadt.
Maurice: Ok und dann hast du gesagt, ist das Ordnungsamt vor Ort in Zivil und kontrolliert euch.
Gerd: Ja.
Maurice: Ok. Hast du dich schon mal dagegen aufgelehnt? Hast du schon mal die Maßnahmen missachtet?
Gerd: Also als ich davon noch nicht wusste, dass die das auch kontrollieren, bin ich immer… Ich fahre mit Bus und Bahn. Eine Bahn und ein Bus früher habe ich dann genommen und war dann immer ein bisschen früher da. Da war noch keiner und dann bin ich immer früher vor der Schule und das war für mich dann auch sehr gut, weil ich dann auch die Maske nicht aufhaben musste.
Maurice: Machst du das jetzt immer noch so, dass du früher zur Schule fährst?
Gerd: Ja.
Maurice: Ok und dann ist das Ordnungsamt auch nicht da.
Gerd: Nee, die sind meistens nach der Schule da.
Maurice: Wurdest du nach der Schule schon mal kontrolliert?
Gerd: Nee, die stehen da, die gucken sich das alles an und wenn die die Menschen oder Kinder mehrmals erwischen, dann gehen die irgendwann auf sie zu und reden mit denen.
Maurice: Und du hast gesagt, es gibt dann sogar ein Bußgeld?
Gerd: Mhm.
Maurice: Kennst du einen Schüler, der ein solches erhalten hat?
Gerd: Nee.
Maurice: Ok. Woher hast du denn die Information bezüglich Bußgeld bekommen?
Gerd: Mein Lehrer hat das gesagt.
Maurice: Ok. Gerd, wie geht’s dir denn mit der Maske allgemein? Irgendwelche Symptome?
Gerd: Bei mir ist es so: Ich kriege manchmal Kopfschmerzen, aber auch Übelkeit und auch schlecht Luft.
Maurice: Und war das bevor du eine Maske getragen hast auch schon so?
Gerd: Nee.
Maurice: Was denkst du denn, woher die Symptome kommen, die du jetzt gerade beschrieben hast?
Gerd: Sehr wahrscheinlich durch diese Maske. Meine Mama hat aber auch gesagt, dass die Maske zum Teil schädlich sein soll und dass die Kopfschmerzen macht und die Aufnahmefähigkeit ein bisschen stört.
Maurice: Die Konzentrationsfähigkeit. Ok, also deine Mama hat dich bezüglich der Maske aufgeklärt und hat das mit dir besprochen.
Gerd: Ja.
Maurice: Ok. Setzt du denn die Maske zwischendurch ab, oder musst du sie während der gesamten Schulzeit tragen?
Gerd: Also ich muss die komplett überall tragen. Ich kann sie nirgendwo absetzen. Nur, wenn ich esse und trinke und das ist auch nur begrenzt, bis zu 10 Minuten dürfen wir das machen. Ansonsten gibt’s Ärger oder man wird darauf hingewiesen, dass man das Brot endlich usw. sofort weglegen soll.
Wenn man 3x erwischt wird, ohne, dass man trinkt oder isst, darf oder muss man nach Hause gehen. Der Rest der Stunden sind dann unentschuldigte Fehlstunden.
Maurice: Ok, noch mal für mich: Ihr müsst die Maske während der gesamten Schulzeit tragen, bzw. schon vorher. 150m vor der Schule, müsst ihr schon die Maske aufziehen und dürft sie dann quasi erst wieder abziehen, wenn ihr mit dem Bus nach Hause gefahren seid und dort aussteigt. Korrekt?
Gerd: Ja.
Maurice: Ok und während der Schulzeit dürft ihr nicht essen und trinken. Nur in den 10 Min. Pausen?
Gerd: Wir dürfen auf’m Schulhof in den 20 Min.-Pausen und in der 70 Min.-Pause, dann auch nur 10 Min. die Maske zum Trinken und Essen raus und das in Abständen.
Maurice: Ok und wie kann ich mir das vorstellen? Ihr seid dann auf dem Schulhof und dann kommt eine Durchsage „Achtung liebe Kinder! Jetzt dürft ihr für 10 Min. die Maske absetzen, was essen. Die Zeit läuft ab jetzt!“.
Gerd: Nee, das ist so: Wir gehen auf den Schulhof. Manche nehmen das Brot mit raus, essen direkt und dann ist es begrenzt. Ab dann zählen 10 Min.. Wenn die mal vielleicht 15 Min. essen oder trinken, werden die darauf hingewiesen. Dann müssen die das Brot wegpacken. Halt immer, wenn man anfängt zu trinken oder essen.
Maurice: Da gibt’s dann Lehrer, die das kontrollieren sozusagen.
Gerd: Ja, wir haben da Lehrer. Meistens sind es nur 4. Wir haben 2 Schulhöfe. Der obere und der untere Schulhof und wir sind da in ziemlich kleine, enge Areale eingeteilt worden und da müssen wir uns auch zum Teil aufhalten. Wir dürfen nirgendwo anders hin.
Maurice: Ok. Mit welcher Begründung?
Gerd: Ich weiß es selbst nicht, aber alle Klassen sind klassenweise irgendwo verteilt auf dem Schulhof.
Maurice: Müsst ihr untereinander Abstand halten?
Gerd: Ja, wir müssen, aber nur wenn wir die Maske abziehen zum Essen. Aber man bittet darum, dass man trotzdem den Abstand einhält.
Maurice: Noch mal zurück zum Essen: Im Grunde genommen, kann das ja keiner so richtig kontrollieren, wann du jetzt angefangen hast zu essen, oder?
Gerd: Ja. Das ist für mich dann auch so gut. Wir haben ein Areal direkt am Eingang des Gebäudes und da gibt es für Behinderte eine Art Treppe/Rampe. Da kann man sich dahinter verstecken und wenn man Glück hat und nicht erwischt wird, kann man da auch länger essen.
Maurice: Also sind wir so weit, dass wir uns, wenn wir in der Schule essen wollen, verstecken müssen.
Gerd: Ja und Nein.
Maurice: Wie geht’s dir damit, dass du dich zum Essen verstecken musst?
Gerd: Ich find’s zum Teil auch blöd, aber auf der anderen Seite ist es auch gut, weil ich dann länger essen kann.
Maurice: Aber sollte man nicht – das empfinde ich so: Wenn ich Schüler wäre, dann würde ich verlangen, dass ich so lange essen kann, wie ich essen möchte.
Gerd: Ja. Unsere Schule ist ein katholisches Gymnasium und warum die das so geregelt haben, weiß ich auch nicht. Ich find’s blöd.
In der Zeit, wo es keine Pflicht war, habe ich die Maske nicht angezogen. Nur haben dann alle extrem viel Abstand von mir gehalten und manche haben mich als „unsolidarisches Schwein!“ beleidigt.
Maurice: Weil du die Maske abgenommen hast.
Gerd: Ja.
Maurice: Gerd, wie ging’s dir damit, dass die anderen Kinder dich beleidigt haben?
Gerd: Es ging mir nicht sehr gut. Immer nach der Schule – da war es noch nicht mit den 150m, Abstand halten und Maske vorm Schulhof: Da bin ich immer nach der Schulzeit „glücklich“ nach den 7 Stunden, die wir täglich, außer dienstags, hatten, bin ich dann „glücklich“ von der Schule gegangen und konnte mich zu Hause erst mal richtig austoben ohne Maske.
Maurice: Und jetzt gehst du nicht glücklich von der Schule?
Gerd: Ja. Also ich ging die ganze Zeit nicht glücklich. Es war ein bisschen ironisch gemeint. Also ich ging da schon ziemlich sauer irgendwie von der Schule.
Maurice: Ja, verstehe. Was sagen denn deine Lehrer in Bezug auf Corona? Gibt es da Gesprächsrunden? Haben sie euch Informationen gegeben? Klären sie euch auf?
Gerd: Soweit alle Lehrer, die ich kenne in meinem Unterricht, ziehen die Maske auf. Bei den Lehrern ist es aber so: Sie dürfen vorne am Pult, wenn die am Pult sind, die Maske abziehen. Das ist auch schon mal was ziemlich Unlogisches. Das tun die aber nicht. Die behalten die Maske lieber auf. Ich finde, dass die Maske da irgendwie wie eine Anziehsache wird, so langsam.
Maurice: Mhm, sehr schön beschrieben. Sitzt ihr Kinder mit Abstand? Habt ihr zwischen den Tischen 1,50m Abstand ungefähr?
Gerd: Nein, wir sitzen… Wir haben verschiedene Tischreihen. Die sind mit ein bisschen Abstand, aber manche Kinder sitzen nebeneinander. An die Tische passen immer 2 Kinder und das ist auch bei uns bei jedem so. Nur ich bin da immer mit 1 Platz frei am Fenster.
Maurice: Ok, warum wurden die Tische nicht so gestellt, dass von Tisch zu Tisch 1,50m Abstand gewährleistet ist?
Gerd: Genau das verstehe ich auch nicht. Das finde ich auch bisschen unlogisch, wenn wir in den Pausen überall Abstand halten sollen, zum Teil auch gebeten werden, dass wir das tun sollen und dann im Unterricht, dass wir nebeneinander ohne Abstand sitzen. Das ist unlogisch.
Maurice: Aus deiner Sicht: Gäbe es denn genug Platz, die Tische mit 1,50m Abstand auseinander hinzustellen?
Gerd: Kann knapp werden. Die Klassenräume bei uns, sind nicht gerade groß. Je nachdem, wie man die hinstellen würde.
Maurice: Ok. Wie geht’s dir denn damit… Oder noch mal nachgefragt: Welche Informationen haben die Lehrer euch gegeben zum Thema Corona? Was haben die euch erzählt?
Gerd: Mein Mathelehrer hat uns einmal darauf hingewiesen, dass eine Demonstration vor unserer Schule stattfinden sollte. Das war aber noch nicht sicher und wenn die uns anquatschen oder so, sollen wir freundlich „Nein“ sagen, dass wir nicht mit denen reden wollen. Und wenn die dann nicht aufhören, sollen wir die Polizei rufen, hat dieser Mathelehrer gesagt.
Mein Klassenlehrer, der die meisten Unterrichtsfächer bei mir hat, gibt uns immer wieder Hinweise, was so passiert gerade oder was das Schulministerium so alles beschließt, wie die Welt so mit Corona ist.
Maurice: Ok, wurde euch schon mal erklärt, was man tun muss, um ein starkes Immunsystem zu haben?
Gerd: Nee, bei uns nicht.
Maurice: Interessant. Das wäre was Gutes, oder? Ich meine, man sollte ein starkes Immunsystem haben, damit man gesund bleibt.
Gerd: Ja.
Maurice: Und da sollte man Informationen von der Schule kriegen. Ich meine, da geht man hin, um etwas zu lernen.
Gerd: Ja. Und eigentlich wäre es Pflicht, die Masken sind ja auch teuer und wenn die schon sagen, dass Maskenpflicht ist, sollten die uns mindestens manchmal ein paar Masken anbieten. Weil wir verschwenden unser Geld dafür und die zahlen keinen Pfennig dafür.
Maurice: Ja und dann sollte man die Maske auch noch wechseln zwischendurch. Man sollte nicht den ganzen Tag mit der gleichen rumlaufen und da kommt einiges zusammen.
Gerd: Alle 2 Stunden.
Maurice: Ja und man darf die Maske eigentlich gar nicht so lange aufbehalten, wie ihr sie aufbehaltet.
Gerd: Ja, man muss immer Pausen einlegen und bei uns ist es so: Nach jeder 2.Stunde, wird eine Pause eingelegt, aber auch 45 oder 5-Min.-Pausen in den 45 Min., die 1 Std. enthält, gemacht, aber die sind dann auch nur 5 Min..
Maurice: Ok, also Maskenpause ist 5 Min..
Gerd: Ja.
Maurice: Ok. Wurdest du in der Schule schon mal bestraft, Gerd?
Gerd: Hm, nein. Also bestraft wurde ich nicht, aber ich habe schon fast… Mir wurde auch schon mit Schulrauswurf gedroht.
Maurice: Ok, warum, was hast du gemacht? Hast du jemanden verprügelt?
Gerd: Nein. Das war so: Einmal im Musikunterricht… Wir haben Musik, Streicher-Klasse und so was. Ich bin in der Streicher-Klasse. Ich wusste nicht, dass meine Streicher-Klassenlehrerin eine Risikopatientin ist und da hatte ich die Maske abgesetzt und die hat mich fast vor die Tür gesetzt und hat mit meinem Klassenlehrer richtig rumgemeckert, weil ich die Maske abgesetzt habe und der hat mir dann den Ärger weitergegeben.
Maurice: Hat sie dir nicht gesagt „Kannst du die Maske bitte wieder aufsetzen?“.
Gerd: Sie hat öfters gesagt, dass ich die Maske aufsetzen soll, aber sie hat nichts davon erwähnt, dass sie überhaupt Risikopatientin ist oder so und hat mich dann knapp vor die Tür gesetzt.
Maurice: Und wenn du gewusst hättest, dass sie Risikopatientin ist, hättest du die Maske aufgesetzt?
Gerd: Ja.
Maurice: Ok. Gerd, wie geht’s dir, wenn du die anderen Menschen, Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen mit der Maske siehst? Welche Gedanken und welche Gefühle entstehen da in dir?
Gerd: Ich finde das auch schon ziemlich traurig, dass die das überhaupt machen, weil es schadet deren eigener Gesundheit und wenn dann noch irgendwann diese Impfpflicht dazu kommt, sehe ich schwarz.
Maurice: Gibt es bei dir an der Schule mehrere Kinder, die auch ähnliche Symptome haben wie du? Also Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, irgendwie so was?
Gerd: Selbst kenne ich da eigentlich nur ein Kind. Es ist auch in meiner Klasse. Es hat wohl schon über Kopfschmerzen oder Übelkeit geklagt. Bei uns in der Schule ist es auch so, dass tägliche mehrere, 20 Kinder abgeholt werden müssen, aus verschiedenen Klassen.
Maurice: Mhm. Hast du deinen Lehrern von den Symptomen erzählt, die du hast?
Gerd: Nein.
Maurice: Gerd, warum hast du’s deinen Lehrern nicht erzählt?
Gerd: Vor allen Dingen, weil die da ziemlich streng mit umgehen. Sie lassen zwar einen ab und zu mal raus, aber auch wirklich nur selten.
Und wenn wir uns abholen lassen wollen, dann sagen die irgendwann, dass es jetzt nicht so häufig werden soll, weil wir müssen ja auch den verpassten Unterrichtsstoff nachholen.
Maurice: Mhm, ok, d.h. du hast deinen Lehrern nichts von deinen Symptomen erzählt, weil du was hast? Hast du Angst?
Gerd: Ja, zum Teil, weil, wie gesagt, die ziemlich kritisch damit umgehen.
Maurice: Ja, ok, das ist sehr unangenehm für dich.
Gerd: Ja.
Maurice: Ok, würdest du zur Zeit lieber zu Hause bleiben oder weiter zur Schule gehen?
Gerd: Da würde ich lieber das zu Hause bleiben nehmen, weil zu Hause muss ich ja keine Maske tragen. Dann habe ich auch viel mehr Zeit zum Lernen. Meine Lehrer stellen den Unterrichtsstoff bei uns in irgendein Programm. Das heißt „Teams“. Darüber kann ich dann lernen. Wenn ich Fragen habe, kann ich die Lehrer über „Teams“ anschreiben. Das ist dann auch gut.
Maurice: Mhm, woher bekommst du denn deine Informationen, Gerd, in Bezug auf Corona?
Gerd: Die meisten Informationen bekomme ich von meiner Mama. Die forscht ziemlich stark im Internet zur Zeit und hinterfragt das noch.
Maurice: Gerd, hast du einen Wunsch?
Gerd: Ja, mein großer Wunsch ist die Maskenbefreiung für mich.
Maurice: Gerd, gibt es noch irgendetwas, das ich dich nicht gefragt habe, was du gern noch erzählen würdest?
Gerd: Nö.
Maurice: Ok. Lieber Gerd, dann danke ich dir vielmals, dass du dir heute die Zeit genommen hast, dich mit mir hier zum Interview zu treffen und dass du so mutig bist. Ich drücke dir die Daumen, dass du eine Befreiung bekommst oder, dass du Homeschooling alternativ in Anspruch nehmen kannst. Bleib stark! Ich wünsche dir für deine Zukunft erst mal alles Liebe und Gute.
Gerd: Danke gleichfalls.
Maurice: Danke.
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