"...DASS WIR HALT SCHULD DARAN WÄREN, WENN DIE AUS DER FAMILIE STERBEN."
Maurice: Mein Name ist Maurice Janich, ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut, arbeite mit Kindern und habe es mir in der Coronazeit zur Aufgabe gemacht, Kindern eine Stimme zu geben, Interviews mit Kindern zu führen zum Thema „Maske tragen in der Schule“ und heute habe ich die 13-Jährige Nelli bei mir. Herzlich willkommen, liebe Nelli.
Nelli: Hallo.
Maurice: Nelli, wir starten einfach gleich mit der ersten Frage. Erzähl mir doch mal, wann du in der Schule die Maske tragen musst.
Nelli: Also im Unterricht bei manchen Lehrern, auf dem Schulhof und im Gebäude.
Maurice: Im Unterricht bei manchen Lehrern?
Nelli: Ja, also da muss man die tragen, wenn man aufsteht und nach vorne geht oder rumläuft. Aber sonst dürfen wir die abnehmen.
Maurice: Okay, am Platz dürft ihr die Maske also abnehmen. Okay, sehr schön.
Nelli: Sag mal, welche Gedanken und welche Gefühle entstehen denn in dir, wenn du die Maske trägst? Kannst du das so ein bißchen beschreiben?
Nelli: Also ich muss keine Maske tragen.
Maurice: Du musst keine Maske tragen? Du bist von der Maskenpflicht befreit? Okay. Hast du denn zu Beginn eine Maske getragen?
Nelli: Nein.
Maurice: Noch gar nicht, okay. Hast du es mal ausprobiert eine Maske aufzusetzen?
Nelli: Ja.
Maurice: Okay. Vielleicht kannst du davon ganz kurz berichten? Wie ging’s dir damit? Welche Gedanken, welche Gefühle?
Nelli: Also, ich habe mich halt darunter nicht so wohl gefühlt und ich habe so…es war irgendwie so, als würde ich nicht sprechen dürfen und ich habe halt nicht so Luft bekommen.
Maurice: Okay. Als wenn du nicht sprechen dürftest…wie geht es dir denn mit der Befreiung? Was sagen denn vielleicht deine Mitschüler dazu oder deine Lehrer, dass du keine Maske trägst?
Nelli: Ich habe jetzt die Schule gewechselt und die Lehrer sind damit einverstanden. Auf der anderen Schule wurde das nicht so einverstanden, da haben sich die Lehrer dagegen gewehrt. Meine Mitschüler finden das gut und ja…
Maurice: Gibt es auch Schüler, die das nicht gut finden oder finden das wirklich alle gut?
Nelli: Also, alle finden das gut, dass man das nicht tragen muss. Und es gibt einen, der sagt immer aus Spass WO IST DEINE MASKE aber dann sage ich immer ICH HABE EINE BEFREIUNG dann sagt er ACHSO.
Maurice: Okay. Und gibt es in deiner Klasse weitere Kinder, die von der Maskenpflicht mittlerweile befreit sind oder bist du wirklich die Einzige?
Nelli: Ja, meine beste Freundin und ein anderer Junge.
Maurice: Sehr schön. Okay. Nelli, erzähl mir mal, wie geht es dir denn damit, wenn du andere Menschen mit der Maske siehst? Welche Gedanken und welche Gefühle tauchen denn da in dir auf?
Nelli: Also, das ist einfach anders. Man fühlt sich so, wenn man die nicht an hat, so Außenseiter. Also als wäre man Außenseiter, weil alle haben so ein Ding vor dem Gesicht und man will dann mit denen nicht reden oder so.
Maurice: Mhm, du fühlst dich wie ein Außenseiter…und du willst nicht mit denen reden? Kannst du mir sagen, warum? Was ist der Grund dafür?
Nelli: Also schon jetzt mit meinen Freunden, die die auch tragen müssen. Aber so, wenn man im Laden ist oder so, dann sieht man halt die ganzen Menschen und man fühlt sich - wie gesagt - nicht wohl und dann will man auch schnell wieder aus dem Laden raus.
Maurice: Ja, ich möchte nochmal mit dir ein bißchen genauer drauf eingehen. Kannst du das beschreiben, dieses unwohl sein? Welches Gefühl steckt dahinter?
Nelli: „Überlegt“
Maurice: Oder was sind die Gedanken dazu, dass du sie nicht ansprichst oder nicht mit ihnen sprechen willst, schnell wieder den Laden verlässt?
Nelli: Also, das gibt es schon Vorfälle, z.B. man wurde angesprochen so blöd WO IST DEINE MASKE und die hatten die selber nicht auf und dann fühlt man sich halt doof, weil…ja…
Maurice: Okay. Und deswegen sprichst du niemanden an und machst einfach straight dein Ding und verlässt das Geschäft dann wieder, ohne etwas zu sagen?
Nelli: Mhm.
Maurice: Okay. Woher bekommst du denn deine Informationen bezüglich Corona?
Nelli: Ich habe eine App, Telegramm. Da gibt es eine Gruppe mit „Schüler stehen auf“ und da bin ich halt rein gegangen. Meine Mutter hat auch „Eltern stehen auf“ und dann habe ich mich dafür interessiert. Meine Mutter hat sich das Buch bestellt vom „Bhakdi“ und das wollte ich halt auch noch lesen.
Maurice: Wow! Das bedeutet, du recherchierst selbst und hinterfragst auch viele Dinge?
Nelli: Ja und ich rede auch mit meiner Mutter darüber.
Maurice: Okay. Sehr schön! Also ihr führt dann wirklich Diskussionen darüber?
Nelli: Ja.
Maurice: Guckst du auch Fernsehen?
Nelli: Nein.
Maurice: Okay. Wie ist denn das aktuell? Würdest du lieber zuhause bleiben, wenn du die Möglichkeit hast? Oder ist es für dich okay, in die Schule zu gehen, so wie es jetzt gerade ist?
Nelli: Also, auf meiner neuen Schule finde ich es besser, da möchte ich auch in die Schule gehen. Aber auf meiner alten Schule habe ich mich nicht getraut, in die Schule zu gehen. Da sind halt viele Sachen passiert.
Maurice: Ah, das ist interessant. Kannst du mir vielleicht ein, zwei Sachen nennen, die da passiert sind?
Nelli: Ja, ich hatte halt eine Befreiung von Anfang an und da war auch noch alles okay. Und dann, wo alle wieder in die Schule gehen konnten, da hat auch der Schulleiter eine Durchsage gemacht, dass die ohne Maske - das waren fünf - dann schuld sind, wenn Eltern und die Großeltern sterben. Und ich durfte unter freiem Himmel, also draußen… haben wir ein Spiel gespielt, da durfte ich nicht mitmachen, weil ich den Abstand nicht einhalten konnte, obwohl wir da vier Meter Abstand gehalten haben. Und man wurde, wenn man sich Essen holen wollte, doof angequatscht MORGEN KOMMST DU MIT VISIR ZUR SCHULE und so…ja…man hat sich halt ganz doof gefühlt.
Maurice: Ja, Nelli, das berührt mich gerade und ich habe feuchte Augen, wenn du mir das so erzählst. Kannst du mir noch einmal kurz sagen…das kam über die Lautsprecher durchsagen in der Schule?
Nelli: Ja.
Maurice: Alle Lautsprecher in der gesamten Schule?
Nelli: Ja, das war in der Woche, glaube ich zweimal. Und dann hat der das immer wieder wiederholt, so dass alle uns auch doof angeguckt haben, als wären wir so welche vom anderen Land oder so.
Maurice: Ja! Wie fandest du das, dass er das gesagt hat, dass ihr dafür verantwortlich seid, wenn Menschen sterben? So hat er es ja gesagt oder?
Nelli: Ja, also, dass wir halt schuld daran wären, wenn die aus der Familie sterben.
Maurice: Ja, wie fandest du das? Wie hast du dich dabei gefühlt?
Nelli: Unangenehm, weil man ist dann ja, man fühlt sich so schuldig.
Maurice: Was denkst du denn über Corona?
Nelli: Ich denke, dass es vielleicht schon die Grippe gibt, aber die Zahlen z.B. die gesagt werden… ich finde die ein bißchen zu viel. Also, wenn man mal sich so anguckt, welche Zahlen, die letztes Jahr bei der Grippe - glaube ich - waren, dann sind das ja mehr. Und ich kenne zumindest keinen, der Corona hat. Meine Freunde alle auch nicht. Ich finde es halt Quatsch, dass die übertreiben, weil das ist einfach zu viel. Das geht ja jetzt auch schon mehrere Monate und man konnte sein Hobby nicht machen und so. Und ich gehe halt gern Eislaufen und mache auch Ice-freestyle eigentlich und jetzt muss man in der Eishalle eine Maske tragen. Und deswegen gehe ich da nicht hin, weil…wir haben da angerufen und haben gefragt, ob wir mit Attest rein können. Dann haben die gesagt NEIN man muss eine Maske tragen und das ist halt doof, weil ich kann dann nichts machen.
Maurice: Okay. Das heißt, du wirst beim Eishockey ausgeschlossen, obwohl du ein Attest hast und von der Maskenpflicht befreit bist.
Nelli: Ja.
Maurice: An der Stelle, Nelli, möchte ich gern noch meine persönliche Meinung einbringen. Ich finde es großartig. Du bist 13 und ich finde es großartig, dass du Zahlen vergleichst, recherchierst und reflektierst. Da hast du vielen Erwachsenen sehr viel voraus. Das finde ich echt großartig.
Liebe Nelli, was wünschst du dir, habe ich hier noch auf meiner Fragen-Liste stehen. Was wünschst du dir?
Nelli: Dass man wieder normal seine Hobbys machen kann, shoppen gehen mit Freunden oder auch vielleicht normal wieder in den Urlaub fahren kann. Und dass das vielleicht alles bald aufgedeckt wird, sodass wir alle wieder Spass haben im Leben. Und das vielleicht die anderen Menschen, die alle zuhause sitzen und die daran richtig glauben, dass die vielleicht auch aufgeweckt werden, dass alles wieder vorbei ist und vielleicht mehr Leute dagegen, sage ich jetzt mal, sind.
Maurice: Nelli, gibt es noch irgendetwas, was ich nicht gefragt habe, was dir aber ganz wichtig ist, was du noch mir mitteilen willst oder vielleicht den anderen Menschen, die das Interview nachher hören, mitteilen möchtest?
Nelli: Es werden ja auch so Fake News sage ich mal gesagt. Z.B. jetzt Sachen über den Trump oder so. Da wurde ja mal gesagt, dass der irgendwie Desinfektionsmittel Menschen spritzt, sage ich mal, aber was der da den Menschen spritzt, das haben wir selber im Kühlschrank stehen und das benutze ich auch, wenn ich Erkältungen habe.
Maurice: Und was ist das?
Nelli: CDS Plus, glaube ich.
Maurice: Okay. Wie unterscheiden wir denn „echte“ News von Fake News? Oder wie machst du das? Das ist ja manchmal gar nicht so einfach oder?
Nelli: Ja geht also z.B. ich habe eine App, die heißt TicToc. Da wird was über den Trump gesagt. Z.B. jetzt über den Trump. Er ist gegen die Schwarzen und dann guckt man sich so Sachen von ihm selber an, wie der auch redet und ich habe ganz viele Videos gesehen, wo der auch mit den Schwarzen, sage ich mal, gefeiert hat. Also man weiß halt nicht genau, was man glauben soll, aber wenn man sich dann die richtigen Seiten anguckt, denke ich mal, das Trump jetzt nicht lügt, dann ist man schon bei einer anderen Meinung.
Maurice: Das bedeutet, du recherchierst und suchst nach Gegenbeweisen für das, was behauptet wurde und nimmst das nicht einfach so hin und glaubst es blind, richtig?
Nelli: Ja.
Maurice: Sehr schön. Perfekt. Nelli, das ist ein ganz toller Abschluss für unser Interview, finde ich. Nochmal: Ich finde das wirklich großartig, was du machst. Bleib unbedingt so. Ich danke dir von ganzem Herzen für das Interview und dass du dir Zeit dafür genommen hast. Du hast dir gewünscht, dass bald wieder sozusagen Normalität einkehrt, dass man wieder Spaß und Freude am Leben haben kann. Das wünsche ich mir auch und tue alles dafür, dass das richtig schnell eintreten wird. Liebe Nelli, dann wünsche ich dir alles Gute und bis ganz bald.
Nelli: Ja. Tschüss.
Maurice: Ciao.
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