"Ansonsten singen wir mit den Kindern, wir turnen mit den Kindern, wir gehen mit den Kindern sehr viel raus. Frische Luft ist einfach das Beste. In der Natur können sie viel erleben, viel lernen, ihre Aktivitäten ausleben, ihren Bewegungsdrang ausleben und das ist so das Wichtigste, dass die Kinder auch was für das Immunsystem tun, bei Wind und Wetter einfach auch rausgehen."
Maurice: Mein Name ist Maurice Janich. Ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und ich habe es mir in der Corona-Zeit zur Aufgabe gemacht, Menschen zu informieren, Interviews mit ihnen zu führen und heute habe ich eine Erzieherin bei mir und sie wird uns aus dem Kindergarten-Alltag berichten. Herzlich willkommen liebe Ida.
Ida: Hallo Maurice.
Maurice: Ida, schön, dass du da bist. Willst du einfach mal irgendwo starten und erzählen, was bei euch so los ist, wie ihr mit den ganzen Maßnahmen, mit den Kindern umgeht usw.?
Ida: Ja, das kann ich gerne machen. Also ich arbeite in einem kleinen Kindergarten. Unser Alltag sieht so aus, dass wir jetzt momentan oder bis vor 2 Wochen eigentlich gar nicht mehr so viel Corona im Kindergarten… Also wir waren da nicht so eingeschränkt. Wir haben uns nicht so einschränken lassen, denn wir haben gesagt, wir nehmen den Kindergarten-Alltag wieder auf.
Das war ja dann irgendwann so, wir konnten die Kinder wieder in die Einrichtung kommen lassen. Dann war auch für uns klar, dass wir natürlich auch mit den Kindern normalen Alltag leben wollen. Dazu gehört natürlich Hygiene. Die haben wir vorher auch eingehalten. Vorher haben wir auch unsere Hände gewaschen vorm Essen oder die Kinder haben ihre Hände gewaschen, wenn sie in den Kindergarten gekommen sind. Das ist jetzt natürlich auch so.
Und wenn sich die Kinder die Nase geputzt haben, dann sollten sie auch vorher schon immer ihre Hände waschen gehen. So ist es dann jetzt natürlich auch. Die Kinder sollen am besten in ein Taschentuch niesen, denn in die Armbeuge finden wir nicht so passend. Da hängt ja dann alles auf dem Pullover. Deswegen sagen wir den Kindern immer, sie sollen am besten sich ein Taschentuch nehmen und wenn sie niesen und in die Hände niesen, dann sollen sie sofort ihre Hände waschen gehen.
Ansonsten singen wir mit den Kindern, wir turnen mit den Kindern, wir gehen mit den Kindern sehr viel raus. Frische Luft ist einfach das Beste. In der Natur können sie viel erleben, viel lernen, ihre Aktivitäten ausleben, ihren Bewegungsdrang ausleben und das ist so das Wichtigste, dass die Kinder auch was für das Immunsystem tun, bei Wind und Wetter einfach auch rausgehen.
Maurice: Das klingt für mich, als würdet ihr im Moment einen ganz normalen Kindergarten-Alltag leben. Vielleicht kannst du mir noch mal sagen: Was hat sich verändert? Was ist vielleicht hinzugekommen? Also Händewaschen war schon vorher da usw.. Hat sich da irgendwas verändert?
Ida: Ja, verändert hat sich in dem Sinne, dass die Eltern mit einer Mund-Nasen-Bedeckung den Kindergarten nur betreten dürfen. Morgens, wenn die Kinder gebracht werden, dann bringen die Eltern die Kinder auch rein bis zur Garderobe, helfen ihnen beim Ausziehen, bringen sie dann zur Gruppentür. Dabei müssen sie eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen.
Und in den Abholzeiten hat sich schon was verändert. Also dann werden die Kinder um 12 abgeholt. Dann können die Eltern auch reinkommen, weil die meistens auch in Etappen kommen. Nicht alle auf einem Haufen. Und um 14 oder 16 Uhr werden die Kinder zur Tür gebracht und den Eltern dort übergeben. Das ist aber auch im Großen und Ganzen außer so ein paar… dass wir die Toiletten desinfizieren oder dass ein Desinfektionsspender zur Händedesinfektion noch angebracht wurde… So im Großen und Ganzen eigentlich so ja das, was als Maßnahmen bei uns im Kindergarten da sind.
Also wie sollte man auch den Kindergarten-Alltag gestalten, wenn man so die elementaren Dinge mit den Kindern nicht mehr machen kann? Warum dürfen wir nicht in kleinen Gruppen mit den Kindern turnen z.B., wenn man gut lüftet? Das kann man doch machen. Da macht man vorher… Das ist eh immer besser im gut gelüfteten Raum. Wir lüften und dann kann man auch mit kleinen Gruppen turnen gehen. Wir haben eh das in kleine Gruppen aufgeteilt und warum sollte das nicht mehr stattfinden?!
Genauso wie mit dem Singen: Ich meine, ich höre es aus anderen Einrichtungen: Sie dürfen nicht singen und sprechen dann die Texte in rhythmischer Form. Da frag ich mich… Also da können sie es auch direkt singen.
Maurice: Also ich bin auf dem Stand, dass das Singen von Happy Birthday verboten wurde, weil es das gefährlichste Lied ist, was jetzt die Ausscheidung von Aerosolen angeht. Insofern bin ich der Meinung, kann alles andere ja gesungen werden. Man muss das einfach ernst nehmen und umsetzen wie es gesagt wurde. Insofern kann meiner Meinung nach alles andere gesungen werden. * lacht *
Ida: Ja, genau. * lacht *
Maurice: Thema Lüften: Ihr habt mit Sicherheit vor 2020 auch schon gelüftet, nehme ich an.
Ida: Ja klar. Deswegen sage ich: Dieses Hygienekonzept – klar ist es jetzt wichtig, aber es war schon immer wichtig. Egal, ob es sich um den Kindergartenbereich handelt oder um den schulischen Bereich oder um den Gang zum Friseur. Ich habe in allen Bereichen schon immer damit gerechnet, dass da auch hygienisch gearbeitet wird und so ist es bei uns nicht anders.
Natürlich, wenn wir mit Lebensmitteln umgehen waschen wir uns vorher die Hände. Ob die Kinder frühstücken gehen, ob ich frühstücken gehe oder ob ich das Mittagessen vorbereite oder aus den Töpfen umfülle oder wir uns zum Mittagessen hinsetzen. Die Handhygiene ist, was die Kinder erlernen. Das haben sie aber schon vorher von uns mit auf den Weg bekommen. Das ist jetzt nicht durch Corona entstanden, dass wir uns auf einmal alle die Hände waschen müssen.
Maurice: Ja und ich denke das Allerwichtigste ist dabei und das wirst du mit Sicherheit unterschreiben, dass alles sich in einem gesunden Rahmen bewegt und dann passt es.
Ida: Ganz genau. Ja.
Maurice: Jetzt hast du im Vorgespräch schon angemerkt, dass du etwas beobachtet hast als die Kinder zurückkamen, denn die Kinder waren eine Zeit lang zu Hause. Willst du dazu kurz was erzählen? Wie kam es, dass die Kinder nicht da waren und was hast du beobachtet, als sie wieder zurück kamen?
Ida: Ja im ersten Lockdown im März waren erst mal gar keine Kinder da. Da hatten wir die Notbetreuung. Da hatten wir sehr wenig Kinder und die meisten Kinder waren bis kurz vor den Sommerferien – ich weiß jetzt gar nicht mehr so genau – ich glaube bis Mai, Juni rum, so um den Dreh, zu Hause und wir haben schon eine Veränderung bei den Kindern feststellen können.
Also die waren teilweise sehr aufgedreht. Sie waren ruhelos teilweise. Die waren sehr laut. Nur in Bewegung. In der Zeit konnte man es kaum in einer Gruppe aushalten, weil die Kinder nur in Bewegung waren. Man hat gemerkt: Ok, die brauchen jetzt erst mal Bewegung, Bewegung, Bewegung und wir waren fast nur auf dem Außengelände. Das ist, was uns allen in der Einrichtung aufgefallen ist bei fast jedem Kind.
Maurice: Ja, ich kann das bestätigen. Ich mache die gleichen Beobachtungen und ich habe in der Zeit jetzt, in der sogenannten Coronakrise, mit Hunderten Eltern telefoniert und ganz viele haben mir genau das gleiche berichtet, dass ihre Kinder, so wie du sagst, aufgedreht sind, ruhelos, laut. Kinder zeigen dir, was sie brauchen. Kinder brauchen die Bewegung und sie fordern die Bewegung ein, die ihnen fehlt.
Ida: Ja, ich meine, in der Zeit war ja auch nicht viel möglich. Spielplätze waren abgesperrt. Ich meine, klar, die Eltern hätten mit den Kindern raus in die Natur gehen können. Haben bestimmt auch viele gemacht, aber dennoch haben es viele wahrscheinlich nicht bekommen. Alles so zu schließen ist glaube ich das größte Drama was passieren konnte.
Maurice: Ja, zumal, ich meine, darum soll’s jetzt nicht gehen, aber wenn man sich die Zahlen anschaut von unserem offiziellen Robert-Koch-Institut, dann ist das absoluter Nonsens, dass wir die Einrichtungen schließen oder… genau.
Was beobachtest du bei den Eltern? Sind die Eltern… Also sprecht ihr mit den Eltern über das Thema Corona und wenn ja, was erzählen die Eltern? Kannst du daraus schließen, dass sie informiert sind, dass sie sich damit beschäftigen, usw.?
Ida: Also es kommt schon mal, meistens in der Bring-Phase zu Tür- und Angel-Gesprächen, wobei das Thema Corona meistens gar nicht so im Vordergrund steht. Ob die informiert sind, kann ich gar nicht so genau sagen eigentlich. Es ist so, dass manche genervt sind von allem. Die sind dann wirklich einfach nur genervt. Die kommen rein: „Ah, meine Brille ist beschlagen wegen dem Mundschutz!“. Es ist einfach festzustellen, die sind jetzt einfach genervt.
Manche sind übervorsichtig. Die desinfizieren sich, den Kindern, auch den kleinsten die Hände. Da merkt man: Da spielt Angst schon eine große Rolle.
Natürlich gibt’s dann auch gerade so zum Thema Angst Eltern, die Angst haben um ihre Eltern, um ihre Angehörigen oder auch um sich selber, wenn sie eventuell zur Risikogruppe gehören, wo es auch schon mal dazu kommt, dass sie vor der Tür stehen und sich gegenseitig Vorwürfe machen, wenn einer vielleicht keinen Mundschutz draußen trägt.
Ja, dazu kommt es schon tatsächlich. Wobei das Thema so verbal nicht allgegenwärtig ist. Also es ist jetzt nicht so, dass wir jeden Tag Tür- und Angel-Gespräche darüber führen.
Maurice: Hast du das Gefühl, dass viele das auch gar nicht wollen, dass sie es eher verdrängen?
Ida: Ja, bei manchen schon. Doch kann ich mir vorstellen.
Maurice: Bei weiteren wahrscheinlich auch die Tatsache, dass einfach nicht viel Zeit ist. Wie du schon gesagt hast, zwischen Tür und Angel werden die Kinder abgegeben.
Ida: Ja, genau. So an den Kindern merkt man es natürlich schon bei wem das ein Thema ist zu Hause und bei wem es so gar kein Thema ist. Also gerade am Anfang als wir nach dem ersten Lockdown alle wieder zusammen gekommen sind, war es schon ein großes Thema, so:
„Du musst jetzt Abstand von mir halten!“. Also das haben sich die Kinder untereinander gesagt. „Halte Abstand! Ich möchte nicht, dass du nah bei mir sitzt! Dann werde ich krank!“.
Das war da ein ganz großes Thema. Jetzt ist es nicht mehr so, dass es unter den Kindern kommuniziert wird. Es kommt schon mal vor, dass die Kinder sagen „Das ist jetzt wegen Corona so.“, aber es ist nicht mehr so allgegenwärtig wie noch vor den großen Sommerferien sag’ ich mal. Da war es wirklich so, dass sich die Kinder auch gegenseitig… oder, dass sie drauf geachtet haben, auch bloß Abstand zu halten und sich gegenseitig angebrüllt haben, wo ich auch wirklich gesagt habe:
„Also wir machen jetzt hier einen Sitzkreis und dann ist das einfach so. Wir sitzen jetzt. Wir können keinen großen Abstand halten. Und das ist auch ok so. Also ihr braucht jetzt keine Angst zu haben.“.
Maurice: Ja, das beobachte ich auch und was jetzt passiert, ist, die Menschen gewöhnen sich an das Ganze und finden sich auch langsam mit gewissen Dingen ab und das finde ich, betrachtet auf das Große und Ganze sehr gefährlich.
Sag’ mal, wie ist das unter den Eltern oder auch unter den Kindern vielleicht. Gibt’s da welche, die andere verpetzen?
Ida: Unter den Eltern gibt’s das tatsächlich. Ja. In Bezug auf die Masken z.B., wenn sie sehen „Oh je, der eine da hinten, der hat da gerade seine Maske nicht auf und hat den Kindergarten betreten!“, dann ist das schon so, dass das dann auch an die Kindergartenleitung herangetragen wird oder wenn man den Kindern anmerkt:
Ok, die sind ziemlich verschnupft. Dann wird auch gefragt: „Naja, ist das jetzt so richtig, dass die dann heute im Kindergarten sind?“ und eventuell auch einfach die Vorgeschichte nicht kennen, wenn die schon ein paar Tage zu Hause waren und dann mit einem Schnupfen wieder zurückkommen, dann ist das ja auch ok.
Dann waren sie ja auch, haben sich ein bisschen auskuriert und kommen dann wieder in die Einrichtung zurück. Aber das merkt man dann schon, dass die dann untereinander schon immer ein Auge auf sich werfen und gucken, wer macht wo was und dann wird das schon an die Leitung herangetragen.
Maurice: Aber es ist dann wahrscheinlich, wenn ein Kind zu Hause krank war und mit einem leichten Schnupfen wieder kommt, dann ist das „Corona light“, so wie „Lockdown light“. Da braucht man sich auch nicht allzu viele Gedanken machen.
Ida: Nee.
Maurice: Ida, sag’ mal, wie ist das unter euch Erziehern? Sprecht ihr miteinander? Also ihr seid ja eine Einrichtung, ihr seid ein Team und da kann ja nicht jeder machen was er will. Wenn ich da falsch liege, korrierge mich bitte. Und insofern denke ich mir, habt ihr euch mit Sicherheit unterhalten und die Regeln beschlossen, die ihr ausführt oder eben nicht ausführt. Wie ist das bei euch?
Ida: Genau also wir haben das so wie es jetzt läuft, so hatten wir das untereinander besprochen. Für uns kam es jetzt nicht in Frage… Ich sag’ jetzt mal z.B. nicht zu singen. Nee. Also wir sind da schon im Thema Corona, glaube ich schon, unterschiedlicher Meinung teilweise. Das ist aber auch ok so und dennoch sind wir aber einer Meinung wie wir das mit den Kindern im Kindergarten leben oder wie wir es, wie soll ich sagen, tolerieren können: die Maßnahmen im Kindergarten-Alltag tolerieren.
Also ich denke, es gibt Sachen, da müssen wir halt drauf achten. Die machen wir jetzt halt nicht, z.B. ist ein großes Thema, was sehr verloren geht, ist das Teilen. Es war sonst immer so, wenn wir uns zusammengesetzt haben zum gemeinsamen Frühstück und der eine hat gesehen „Oh, der hat aber da drüben so eine leckere Gurke in seiner Dose!“, dann war das für uns selbstverständlich, dass er natürlich fragen konnte. „Guck mal, du hast so eine leckere Gurke und ich habe heute nur Tomate. Sollen wir mal tauschen?“ Oder „Sollen wir uns die teilen? Sollen wir die durchschneiden?“.
Und das sind jetzt z.B. Sachen, die gehen total verloren. Aber aus anderen Brotdosen essen, das ist z.B. was, was wir jetzt nicht machen momentan. Dennoch ist es einfach sehr schade, weil das ist so ein elementarer Bereich. Da haben wir immer sehr viel Wert drauf gelegt, dass wir eine Gemeinschaft sind und dass wir da auch teilen und ist jetzt z.B. total verloren gegangen.
Aber ansonsten sind da wirklich, also gerade im Bereich der Maßnahmen sind wir auf jeden Fall alle auf einer Wellenlänge, denn, so wie du es gerade schon gesagt hast, es kommt gar nicht in Frage, dass die eine Gruppe es so macht und die andere Gruppe macht das so und die nächste Gruppe macht es wieder ganz anders. Das geht nicht. Das ist ja… Nee, das ist ja dann auch keine Einheit. Wir sind ja eine Einheit. Wir arbeiten nicht gegeneinander, sondern miteinander.
Maurice: So sollte es im Optimalfall sein. Ja. Übrigens, zum einen finde ich es ganz toll, dass du gerade gesagt hast „Wir sind, bezogen auf das Thema Corona, nicht alle einer Meinung, aber wir haben eine Lösung gefunden, mit der jeder zufrieden ist und sich anfreunden kann.“.
Ida: Genau.
Maurice: Und das ist unglaublich wichtig, weil wir müssen nicht alle einer Meinung sein, aber was wir tun sollten, ist: Uns nicht spalten lassen, sondern, dass wir uns alle zusammenschließen und auf einen Nenner kommen und da ist es gar nicht wichtig, dass wir alle einer Meinung sind, sondern, dass wir einen gemeinsamen Nenner finden.
Jetzt hast du dann weiter gesagt, dass das mit den Brotdosen natürlich schade ist, usw.. Das finde ich auch, weil das auch zur Entwicklung usw. dazu gehört. Ich will das gar nicht weiter ausführen.
Jetzt ist es ja so, dass zu Beginn der Krise, das den Kindern suggeriert oder sogar gesagt wurde, dass sie Gefährder sind, dass sie ihre Großeltern nicht mehr umarmen dürfen. Dann durften sie sie gar nicht mehr sehen, weil sie dafür verantwortlich sein könnten, dass ihre Großeltern sterben oder wenn ihre Großeltern sterben.
Ida: Hm.
Maurice: Dann kam das mit dem Abstand, dann kam das mit den Masken. Und jede Maßnahme ist ein Teil dafür, dass die Ernsthaftigkeit der Sache gesteigert wird bei den Kindern und dass die Kinder mehr Angst bekommen und auch so eine banale Sache wie „Wir teilen jetzt kein Essen mehr aus verschiedenen Brotdosen.“ kann Angst schüren.
Aber was ich so toll finde und das ist glaube ich das Allerwichtigste an der Sache. Egal welche Maßnahmen wir einführen: Wenn wir Erwachsenen vernünftig damit umgehen, weil wir eben nachdenken, weil wir uns informieren usw. und den Kindern das vernünftig vermitteln und da jetzt nicht einen riesen Bausch drum machen und auch noch Angst und Panik schüren, dann kann man denke ich relativ gut damit umgehen und kein Kind kommt großartig zu Schaden, würde ich mal sagen.
Und ich glaube das ist so das Wichtigste an der Sache, dass wir vernünftig damit umgehen und das vernünftig an die Kinder weitergeben.
Ida: Ganz genau. Ja, im Vordergrund steht auch einfach immer nur das Wohl der Kinder. In Bezug auf unsere eigene Meinung, was du jetzt gerade schon gesagt hast: Das Wohl der Kinder steht immer ganz oben. Und wenn ich jetzt z.B….
Oder der Kindergarten-Alltag soll wieder beginnen… Die Kinder sollten wieder zurückkommen, aber wir sollten Abstand halten. Das ist einfach was, was ich einfach nicht mache. Wenn ein Kind mehr Nähe von mir möchte, dann bekommt es die auch. Es würde mir nie im Traum einfallen, ein Kind, was gefallen ist oder was einfach gerade auf den Schoß möchte oder einfach gerade eine Umarmung braucht und mir das sagt, da Distanz zu wahren. Das leben wir einfach nicht. Das möchte ich persönlich auch einfach nicht. Das ist nicht die Arbeit, die…
Das könnte ich gar nicht über mein Herz bringen, einem Kind zu sagen, so: „Nein, wir müssen jetzt Abstand halten. Bleib mal lieber da drüben sitzen und wir können uns ja nett anlächeln.“. Also nee, da mache ich nicht mit. Das ist nicht meine Art und so bin ich einfach nicht.
Maurice: Sehr schön. Bin ich absolut bei dir. Finde ich großartig.
Gibt’s noch ein bestimmtes Ereignis von dem du berichten kannst und möchtest und vielleicht noch ein Appell an andere Erzieher, Lehrer,… Also all diejenigen, die mit Kindern arbeiten?
Ida: Also so ein spezielles Ereignis wüsste ich jetzt nicht, was ich da… Nö, hab ich glaub’ ich nix. Einen Appell – ja, den hätte ich. Wie gesagt, ich erlebe ziemlich oft… Ich bin auch in manchen Erzieher-Gruppen und wenn ich dann lese „Wir machen dies nicht mehr und wir machen das nicht mehr. Wir singen nicht mehr mit den Kindern.“, dann finde ich, sollte jeder mal darüber nachdenken, ob das so richtig ist.
Und auch einfach mal vielleicht so aus dieser Angstspirale so ein bisschen herauszukommen und genau das Gleiche würde ich mir auch von Lehrern wünschen: Durch die eigenen Kinder erfahren wir sehr viel Schlimmes oder, ich sag’ mal Unschönes, was den Kindern so in der Schule passiert.
Man liest auch viel, man hört auch viel, auch im Bekannten- oder Freundeskreis hört man ziemlich viel, was so in den Schulen los ist und ich denke, jeder sollte sich gut informieren. Das ist so das A und O und dann aus dieser Angstspirale rauskommen, weil ich denke: Ist man gut informiert, dann gibt es auch gar keinen Grund, so extreme Angst zu haben.
Maurice: Ja, sehr schön. Das unterschreibe ich auch so und ich habe vielleicht noch was: Ich würde mich unfassbar darüber freuen, wenn Menschen größer denken würden. Du hast vorhin das Beispiel genannt, dass jemand genervt ist, weil er die Maske tragen muss und aufgrund dessen seine Brille beschlägt. Das ist so unglaublich klein gedacht und so auf mich bezogen.
Ja, ich habe so eine Blase um mich herum und befinde mich nur in meiner Welt und da würde ich mir wünschen, wenn die Menschen ihren Mind (Geist) wieder öffnen und das große Ganze sehen können, dass sie nicht genervt sind von einer beschlagenen Brille, sondern von ganz anderen Dingen und welche Dinge das sind, muss jeder mal selber herausfinden.
Das kriegt man gut raus, indem man einfach die Augen offen hält und einfach mal schaut, was so gerade um uns herum passiert, dass diese Geschäfte zu gemacht werden, die eben nicht, dann ab 22 Uhr darf ich raus, dann wieder nicht und in jeder Stadt aber anders, usw..
Also ich glaube, wenn man das alles einfach mal hinterfragt, dann wird man schnell feststellen, dass es ganz andere Dinge gibt, über die man sich aufregen kann. Ob man das dann sollte, sich aufzuregen… Ich glaube, dass sich aufregen nicht so ganz gesund ist, aber du weißt was ich meine. Also größer denken und viele Dinge hinterfragen und sich über diese Dinge aufregen und nicht über so Kleinigkeiten.
Ida: Ich wollte gerade sagen: Einfach auch mal hinterfragen und nicht alles so hinnehmen. So hinnehmen, wie es einem vorgeworfen oder gezeigt wird oder gesagt wird. Also hinterfragen finde ich auch wichtig.
Bei uns z.B. in der Stadt hängt ein Schild, wo drauf steht „Man muss in diesem Bereich die Maske tragen.“. Das ist im Bereich einer Berufsschule. Das ist nicht in Innenstadt-Nähe und wenn keine Schüler da sind, so wie jetzt, jetzt sind ja Ferien, ist da wirklich nichts los. Aber da steht, man soll die Maske tragen von 7 bis 17 Uhr.
Dann frage ich mich: Warum ist das im Moment so? Und das sind so Dinge, die du wahrscheinlich meinst, ne? Nicht denken so „Ah, jetzt beschlägt meine Brille, weil ich mal eine Maske trage“, sondern „Warum muss ich die jetzt eigentlich gerade hier tragen?“. Genau, ja das sehe ich auch so.
Maurice: Ganz tolles Beispiel was du genannt hast. Das ist genau das gleiche wie mit einer roten Ampel. Wenn ich nachts an einer roten Ampel stehe und ich sehe weit und breit kein Auto, dann gehe ich über die rote Ampel über die Straße, weil es keinen Sinn macht an dieser Ampel stehen zu bleiben.
Aber da wir in unserer Kindheit das alles gelernt haben oder angelernt bekommen haben, dass wir uns an Regeln halten müssen, dass wir das am besten nicht hinterfragen, wir’s einfach so machen, so wie das der Herr Wieler auch so oft gesagt hat: Wir sollten das jetzt alles nicht mehr hinterfragen, sondern einfach nur machen.
Das macht für mich überhaupt keinen Sinn und ich persönlich brauche keine Regierung. Ich brauche keine Baby-Elefanten. Ich brauche keine Corona-Ampel und ich brauche auch keine Verniedlichungen, die einen psychologischen Sinn haben, wie z.B. „Lockdown light“ oder so einen Schwachsinn.
Ida: Mhm.
Maurice: Und hier sind wir wieder bei dem Thema Eigenverantwortung: Wenn JEDER einfach ein bisschen mehr Eigenverantwortung übernehmen würde, was ich auch niemandem ankreide, denn das sind ja nichts weiter als Konditionierungen aus der Kindheit.
Aber wenn jeder sich jetzt einfach mal Gedanken darüber macht und dann versucht ein bisschen mehr Eigenverantwortung oder Verantwortung zu übernehmen, in die Eigenverantwortung zu gehen, dann könnten wir wirklich was ganz Großes verändern, weil dann würden wir merken:
Wir brauchen eigentlich gar keinen Regelkatalog, weil viele Sachen sind einfach völlig logisch und selbstverständlich.
Ida: Genau.
Maurice: Ja liebe Ida, ein sehr schönes Gespräch. Worüber ich mich sehr freue, ist, wie ihr das in eurer Einrichtung handhabt, wie ihr mit den Kindern umgeht, wie ihr mit den Maßnahmen umgeht, usw.. Und ich denke, das ist auch wieder eine Inspiration für andere Erzieher, Lehrer, also alle Menschen, die mit Kindern arbeiten. Man kann daran gut sehen, dass man es auch anders machen kann.
Ida: Ja, das denke ich auch.
Maurice: Und ihr habt nicht 100 kranke Kinder in der Woche, nehme ich an? Die sind alle wohl auf?
Ida: Nee. Soll ich dir was sagen?
Maurice: Ja.
Ida: Wir haben… Wir sind nicht 1x geschlossen worden. Wir sind nicht 1x in Quarantäne oder mussten nicht in Quarantäne gehen. Es waren ein paar Kinder krank natürlich – die normalen Husten-/Schnupfen-Erkrankungen, die halt so im Winter halt sind. Sind auch mal ein paar Kinder tatsächlich mal getestet worden, aber sonst musste bei uns die Einrichtung nicht geschlossen werden.
Ringsherum ist es schon in einigen Einrichtungen passiert. Aber bei uns nicht.
Maurice: Spricht für euch.
Ida: Ne? * lacht *
Maurice: Vielleicht, weiß ich nicht, aber vielleicht fahrt ihr das schwedische Modell oder so? * lacht *
Ida: Ja genau. Nein, ich denke, frische Luft ist eh das Beste und wer weiß, vielleicht sind wir deswegen so glimpflich davon gekommen.
Maurice: Ja, das sind ja die 3 wichtigsten Dinge: Ausreichend Bewegung an der frischen Luft, etwas Gesundes für den Geist, also auch z.B. Singen, was ihr macht, also fröhlich sein und gesunde Ernährung. Also insofern habt ihr alles richtig gemacht, denke ich.
Ida: Genau, denke ich auch.
Maurice: Sehr schön. Liebe Ida, dann macht unbedingt weiter so. Ich freue mich, dass es Menschen wie dich gibt, die mit Kindern arbeiten und damit wirklich so gut umgehen. Und jetzt wünsche ich dir und den Kindern für die Zukunft erst mal alles Liebe und Gute. Danke dir, dass du heute hier warst, den Mut gefunden hast mit mir zu sprechen.
Ida: Ja und ich danke dir, dass du uns eine Stimme gibst.
Maurice: Sehr gerne. Alles Gute dir und bis ganz bald.
Ida: Ja, tschüss.
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