„DU GEHST JETZT SOFORT NACH HAUSE, HOLST DIE MASKE UND KOMMST SOFORT WIEDER ZUR SCHULE!"
"DIE LEHRERIN WUSSTE WEDER WO MEINE TOCHTER WOHNT, NOCH OB SIE ZU HAUSE ÜBERHAUPT REINKOMMT, WELCHEN SCHULWEG SIE HAT, GAR NICHTS. SIE HAT SIE EINFACH GEZWUNGEN NACH HAUSE ZU GEHEN."
Maurice: Mein Name ist Maurice Janich. Ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und ich habe es mir in der Corona-Zeit zur Aufgabe gemacht, Kindern eine Stimme zu geben, sie zum Thema Maske tragen in der Schule zu interviewen, mittlerweile aber auch viele Erwachsene, u.a. Heilpraktiker, Pädagogen, Psychologen, Lehrer und hole sie zu mir ins Interview, damit sie mir ihre Geschichte erzählen können.
Heute habe ich die Jasmin bei mir. Jasmin ist staatlich geprüfte Heilpraktikerin, sowie Altenpflegefachkraft. Ich freue mich sehr, dass du da bist und heute deine Geschichte erzählen wirst. Herzlich willkommen liebe Jasmin.
Jasmin: Hallo. Vielen Dank.
Maurice: Sehr, sehr gern. Ich freue mich.
Jasmin: Ich freue mich auch.
Maurice: Jasmin, heute geht es aber eigentlich nicht um dich und um deine Geschichte, sondern um die Geschichte deiner Tochter.
Jasmin: Genau.
Maurice: Magst du einfach mal beginnen zu berichten, was passiert ist, warum du den Kontakt zu mir gesucht hast?
Jasmin: Ja, also meine Tochter geht auf eine Gesamtschule, die natürlich auch diese Maskenpflicht hat, wie überall an den Schulen und es hat sich ereignet letzten Donnerstag. Ich weiß das Datum leider nicht mehr, aber spielt auch keine Rolle, glaube ich.
Ich habe sie morgens, weil ich frei hatte, zur Schule begleitet. Meine Tochter ist 11 Jahre alt. Sie hat mir dann auf dem Weg, also kurz bevor wir dann am Parkplatz von der Schule waren, wollte ich dann einfach auch weiterlaufen und da hat sie mir erzählt, dass sie ihre Maske zu Hause vergessen hat. Ich habe sie auch nicht daran erinnert, weil seither musste ich das nicht tun, sondern sie hat einfach selbständig danach immer geschaut.
Dann habe ich zu ihr gesagt „Was machen wir jetzt?“ oder „Was hast du jetzt vor zu tun?“ und sie meinte dann „Ich gehe jetzt einfach mal in die Schule und die geben ja auch Masken her“, weil es ist bei ihr noch nie vorgekommen, dass sie eine vergessen hat und daraufhin war ich auch total beruhigt und habe gedacht, ok, dann kann ich jetzt weiterlaufen, die wird das schon regeln, weil sie sich seither immer darum selbständig gekümmert hat.
Ich habe dann einfach weiter meinen Hundespaziergang fortgesetzt und ich kam dann irgendwann heim. Ich war sichtlich überrascht, weil die Haustür offen war und ihre Schuhe da standen. Dann komme ich rein und sie war völlig außer sich, stand im Flur und war noch angezogen, hat mich mit total traumatisierten Augen angeschaut „Ich weiß nicht, ich weiß nicht.“, also war total hilflos, nicht mehr gewusst wohin mit sich.
Dann habe ich gesagt „Beruhige dich, was ist los? Erzähl mal.“ und ich dachte schon, sie wurde heimgeschickt wegen Quarantäne, weil das ja auch immer häufiger vorkommt und habe dann gesagt „Jetzt sag mal, was ist los?“. Sie: „Ich kann nicht, ich kann nicht.“. Also sie war wirklich wie ein aufgezogener Tiger hier hin und her in der Wohnung, im Flur gelaufen. Ich nahm sie in den Arm. „Erzähl, was ist passiert? Erzähl es mir.“.
Ich habe dann mit ihr erst mal Atemübungen gemacht, damit sie sich wieder beruhigt und da habe ich gesagt „Ganz ruhig“ und da hat sie mir erzählt, dass sie in der Schule ankam und eine Lehrerin sie an der Schultüre, also am Eingang von der Schule empfangen hat und sie derart zusammengefaltet hat, warum sie ihre Maske nicht aufhat und sie sagte, sie hätte sie vergessen „Das geht überhaupt nicht!!“ und hat sie so richtig blöd angemacht.
Ich war nicht dabei, aber meine Tochter hat es mir so erzählt: Wohl, um dann zu ihr zu sagen, „Du gehst jetzt sofort nach Hause, holst die Maske und kommst sofort wieder zur Schule!“.
Erstens ist es so, dass wir als Eltern ja Notfallnummern in der Schule hinterlassen haben, um in so einem Fall, oder auch wenn sie krank sind, einfach benachrichtigt werden, dass die Kinder eben abgeholt werden oder eben zu Hause jemand da ist, der sie in Empfang nimmt. Versicherungstechnisch ist das schon mal gar nicht haltbar, dass die Kinder einfach nach Hause geschickt werden.
Die Lehrerin wusste weder wo meine Tochter wohnt, noch ob sie zu Hause überhaupt reinkommt, welchen Schulweg sie hat, gar nichts. Sie hat sie einfach gezwungen nach Hause zu gehen.
Nachdem sie mir das alles erzählt hatte, rief ich sofort im Rektorat, bei der Sekretärin an und habe sie erst mal krankgemeldet und ihr auch den Vorfall berichtet. Sie war sehr verständnisvoll. „Ach, das arme Mädchen. Wäre sie doch zu mir gekommen. Von mir hätte sie doch eine Maske haben können.“. Da sagte ich: „Sie kommt heute definitiv nicht in die Schule.“. Sie muss sich jetzt erst mal beruhigen.
Dann hatte ich ein sehr langes Gespräch mit ihr. Sie hat wortwörtlich zu mir gesagt „Ich mache eh immer alles falsch. Ich kann es in der Schule eh niemandem Recht machen.“. Sie war völlig in der Angst und es hat ganz, ganz lange gedauert bis es wieder normal war. Sie hat auch viel geweint und ich habe ihr dann auch gesagt „Du hast nichts falsch gemacht. Wenn jemand was falsch gemacht hat, dann bin ich das, weil ich einfach dich nicht daran erinnert habe, diese Maske mitzunehmen.“.
Dann ist es auch so, dass die Lehrerin auch völlig anders hätte reagieren können. Einfach: „Du, Maske vergessen? Denke nächstes Mal bitte wieder dran. Geh kurz hoch zur Sekretärin und lass dir da eine geben und bitte denk das nächste Mal daran.“. Also es war für mich sehr anstrengend sie in diesem Zustand zu erleben. Sie war wirklich in Panik und hatte eine Panikattacke gehabt.
Dann habe ich den ganzen Tag gebraucht bis ich mich wieder beruhigt habe, denn das war für mich eine große Herausforderung als Mutter sie so zu erleben und nachher auch meine eigene Hilflosigkeit auch wahrzunehmen. Diese Wut. Ich hatte so einen Zorn und so eine Wut. Also da erst wieder runterzukommen, um mich nachher entspannt hinzusetzen, dem Rektor eine Email zu schreiben. Ich habe ihm den Vorfall geschildert, so wie ich es wahrgenommen habe, wie es auch war.
Ich habe dann von ihm am nächsten Tag eine Email bekommen, die mich echt aus den Socken hat kippen lassen. Oder uns.
Maurice: Hilflosigkeit hat sich breitgemacht, Wut, usw.. Dass man da wirklich herauskommt aus dieser Hilflosigkeit, denn man ist niemals hilflos, machtlos. Man kann immer etwas tun. Du hast dich beruhigt und dann hast du angefangen und hast gehandelt.
Jasmin: Also es wäre für mich undenkbar gewesen, diesen Vorfall einfach so stehenzulassen. Das hätte ich niemals können … Ich sage immer, wenn es an mein Kind geht, dann werde ich zur Löwin. Also dann ist es wirklich … Und bei mir war dieser Punkt „Jetzt reicht es!“ endlich da. Wirklich dieses „Das geht nicht mehr!“.
Ich habe seither immer alles akzeptiert. Meine Tochter geht gerne in die Schule. Ich fand auch seither, dass die Schule das gut gehandhabt hat mit dieser Maskenpflicht, die ja da ist. Aber, das war jetzt für mich der Punkt, wo ich sage „Jetzt geht es an das Kindeswohl, an mein Kind.“. Da ging es bei mir nicht mehr, nichts zu tun.
Maurice: Wir haben ja im Vorgespräch uns kurz unterhalten und da haben wir beide festgestellt, dass der Hauptgrund für Veränderung ist, wenn der Mensch einen riesengroßen Schmerz spürt, also wenn er persönlich von etwas getroffen ist und seine Schmerzgrenze einfach erreicht ist. War das der Punkt an dem deine Schmerzgrenze erreicht war?
Jasmin: Ja.
Maurice: Was hast du dann gemacht? Dann hast du eine Email an den Schulleiter geschrieben.
Jasmin: Genau. Und ich habe eben diesen Vorfall ihm geschildert wie es für mich war, wie ich es empfunden habe. Ich habe auch in die Email geschrieben, dass es auch versicherungstechnisch ja gar nicht geht, also dass die Lehrerin meine Tochter nicht einfach heimschicken kann, dass das gar nicht zulässig ist. Und da wurde gar nicht darauf eingegangen in der Antwort. Mein eigentliches Anliegen, das ich geschildert habe: Darauf wurde überhaupt nicht eingegangen.
Es ging lediglich in der Antwort darum, dass eine Maskenpflicht besteht, dass ständig Kinder kommen ohne Maske, dass sie nur dabei sind, den Kindern die Maske irgendwie auszugeben, damit sie auch versorgt sind damit. Und dass sie langsam es auch satt haben, das ständig zu tun und dass die Lehrerin schon der Schule entsprechend richtig gehandelt habe.
Und dann hat er noch reingeschrieben „zum pädagogischen Gespür der Lehrerin“, also sie hätte schon anders reagieren können, aber sie hat seinen Anweisungen, also sinngemäß, reagiert und gehandelt und das sei auch in Ordnung so.
Maurice: In der Corona-Zeit ist das… Ja, ich bin schon wieder sprachlos, weiß gar nicht so richtig was ich sagen soll.
Jasmin: Ich war fassungslos als ich die Email gelesen habe. Ich war 1. fassungslos und meine Fassungslosigkeit habe ich auch in diese 1.Email reingeschrieben, dass mich das wirklich fassungslos macht, dass ich entsetzt bin. Als ich dann diese Antwort bekam, war ich noch fassungsloser. Da dachte ich „Jetzt werde ich so richtig wütend!“.
Maurice: Magst du noch ein bisschen was zu dem … Es gab ja noch anschließende Mails oder wir verlinken ja auch die Mails hier drunter?
Jasmin: Ja.
Maurice: Möchtest du das noch mal kurz zusammenfassen oder sollen wir das offenlassen und jeder kann sich einfach mal den Email-Verkehr durchlesen?
Jasmin: Ich würde gerne noch kurz darauf eingehen, was in mir hochkam, als ich die Email bekommen habe von dem Rektor. Also ich sagte ja gerade diese Fassungslosigkeit, Wut und v.a. habe ich mich gefühlt wie „naja, jetzt stell dich mal nicht so an. Wir haben schließlich richtig gehandelt.“.
So dieses, was ja auch ganz viele kennen, dieses Kleinmachen, dieses von oben herab: Was willst du jetzt eigentlich? Wir haben ganz normal reagiert! Das sind jetzt eben die Vorschriften! Egal was da draußen passiert: Dieses Gesetz ist jetzt durchgebracht und egal wie es deiner Tochter damit geht, das ist uns wurscht.“.
Ich bin eigentlich kein Mensch, die sofort reagiert auf sowas, aber das hat mich dazu veranlasst sofort eine Email … Ich habe da nicht mehr gewartet, sondern SOFORT eine Email zurückgeschrieben und darin mitgeteilt, dass ich ein Gespräch wünsche mit ihm, mit dieser Lehrerin, mit dem Klassenlehrer meiner Tochter, weil der war nämlich der Einzige, der am Abend dieses Vorfalls per Mail sich nach ihr erkundigt hat und sich für diese Kollegin von ihm entschuldigt hat.
Was ich auch sehr spannend fand, war, dass sich der Klassenlehrer entschuldigt für ein Verhalten seiner Kollegin und aber der Rektor sich nicht entschuldigt für das Verhalten seiner Mitarbeiterin. Das fand ich auch ganz spannend, was da passiert ist. Jetzt hab ich den Faden verloren...
Maurice: Das macht überhaupt nichts.
Jasmin: Und dann in dieser letzten Email noch darum zu bitten, den Rektor um ein persönliches Gespräch, wo dann alle Beteiligten noch mal zusammensitzen um dann auch zu einer Lösung für ALLE zu kommen. Nicht nur für die Schule oder den Rektor oder für die Lehrerin, sondern eben auch für meine Tochter, denn ich empfinde es als momentanes Ungleichgewicht.
Der Klassenlehrer hat sich zwar bei meiner Tochter entschuldigt und hat das Verhalten seiner Kollegin ihr erklärt, aber von dieser Lehrerin kam bisher gar nichts.
Maurice: Ja, da sind wir wieder bei dem Thema Eigenverantwortung.
Jasmin: Genau. Ja.
Maurice: Ich habe vor 3 oder 4 Wochen in Bonn auf der Demo gesprochen und habe die 4 Säulen der Veränderung vorgestellt und die 1.Säule war die der Eigenverantwortung. Es ist unglaublich leicht, die Verantwortung abzugeben, andere zu beschuldigen und es ist sehr, sehr schwer Verantwortung zu übernehmen und zu seinen Fehlern auch zu stehen. Es fällt leichter zu seinen Fehlern zu stehen, wenn man weiß, dass Fehler nichts Schlimmes sind, sondern im Prinzip Sprungbretter für Wachstum.
Leider lernen wir das nicht in der Schule, aber wenn man sich das Bild mal vor Augen führt, dann kriegt man vielleicht, wenn man es ein bisschen sacken lässt und verinnerlicht, irgendwann auch fühlen kann, dann kriegt man sogar Lust Fehler zu machen.
Dann hat man auch kein Problem mehr sich dafür zu entschuldigen und auch Kritik anzunehmen, weil im Leben geht es ja … Für mich bedeutet Leben Entwicklung und jede Kritik, die ich bekomme, jedes Feedback, das ich bekomme, hilft mir persönlich zu wachsen.
Jasmin: Ja. Da bin ich voll bei dir.
Maurice: Hat das Gespräch mittlerweile stattgefunden?
Jasmin: Nein, momentan sind bei uns noch Schulferien. Ich habe auch noch keine Antwort bekommen auf meine letzte Mail und warte jetzt ab was noch kommt. Ich habe ja auch um Terminvorschläge gebeten. Wenn keine kommen, dann werde ich selbst welche vorschlagen.
Maurice: Würdest du auch weiter gehen, wenn sich das jetzt nicht so klärt wie du das gern hättest?
Jasmin: Da bin ich noch nicht wirklich rein. Natürlich fühlt es sich gerade so an. Ich weiß und ich spüre auch ganz deutlich, dass das Gespräch nicht einfach werden wird, weil ich da gegen 3 Menschen sitze, die nicht von ihrer Sichtweise abweichen werden. Das weiß ich jetzt schon.
Ich habe aber auch gesagt, dass ich nicht aus diesem Gespräch herausgehen werde, bevor keine Lösung für mich bzw. meine Tochter da ist, die sich für uns gut anfühlt.
Maurice: Super.
Jasmin: Für mich bedeutet es jetzt auch ein ganz großer Spagat zwischen: inwieweit schade ich jetzt meiner Tochter damit, wenn ich im Gespräch sitze, dass sie danach wieder dieses Machtgehabe in einer anderen Form zu spüren bekommt, weil diese Lehrerin wird sie irgendwann wieder haben.
Es ist sehr, sehr schwierig, aber nichts desto trotz …
Maurice: Es ist immer dann schwierig, wenn die Angst in uns präsent ist und das ist ja nichts anders als eine Angst, die man hat. Man hat Angst, dass das Kind da irgendwelchen Machtkämpfen ausgesetzt ist, dass die Lehrerin ihre Macht gegenüber dem Kinder ausübt. Und genau deshalb handeln wir nicht so, wie wir eigentlich handeln wollen und sollen.
Ich glaube, es ist wichtig, mit der eigenen Persönlichkeit an dieser Stelle zu arbeiten. Mit der eigenen Angst, denn ich spreche immer von den 2 Seiten der Medaille. Die eine ist die dunkle, destruktive Seite, die andere ist die helle, konstruktive Seite. Auf der destruktiven Seite bewerte ich Situationen, hege „Was wäre, wenn“-Gedanken. Was kann passieren? Was ist dann und dann? Usw..
Und die andere Seite: da gehe ich aus der Bewertung der Situation heraus. Da gehe ich aus der Angst heraus. Da gehe ich aus diesem „Was wäre, wenn“ Gedanken heraus und beginne mir andere Fragen zu stellen: Wie kann ich das lösen? Welches Wissen brauche ich dafür um das zu lösen? Usw..
Ich bin also lösungsorientiert und ich bin im Vertrauen, in der Liebe. Das sollten wir tun, denn du und deine Tochter, ihr könnt ja jetzt aus der Situation ein unglaubliches Wachstum für euch generieren.
Nicht nur für euch, sondern auch für euer Umfeld, da ihr ja eurem Umfeld zeigt, „Hey, da passiert etwas Unrechtes und das lassen wir uns nicht gefallen! Wir gehen dagegen an!“ und ich wette mit dir, andere Menschen werden sich ein Beispiel daran nehmen und werden sich Gedanken darüber machen und werden auch etwas tun. Das ist ganz, ganz wichtig.
Deine Tochter wird unglaublich gestärkt aus dieser Situation herausgehen.
Jasmin: Das stimmt.
Maurice: Auch wenn die Schule … seitens der Lehrer irgendwas passieren wird, wird deine Tochter ja zu Hause mit dir den Dialog suchen und du kannst ihr wieder Werkzeuge an die Hand geben. Du kannst ihr erklären warum die Lehrer das machen, usw.
Jasmin: Ja.
Maurice: Deswegen: keine Angst. Ich weiß, dass du genau das Richtige tust und deine Tocher und du, ihr werdet Wachstum aus der Situation ziehen. Sehr schön.
Magst du noch irgendwas hinzufügen? Vielleicht ein Appell an andere Eltern? Vielleicht willst du anderen Eltern noch was mit auf den Weg geben, die das hier sehen?
Jasmin: Ja, würde ich gern. Für mich war auch der Grund, das hier jetzt zu tun, um einfach auch andere Eltern zu bestärken, wenn sie Unrecht an ihren Kindern erfahren, einfach auch Aufzustehen, zu sagen „Nein, das geht nicht!“ und auch sich selber zu hinterfragen vielleicht „Wo lasse ich auch Unrecht zu?“ oder „Wo passiert was, wo ich vielleicht auch die Augen zu mache oder in die Verdrängung gehe?“, wo ich sage „Das ist doch nicht so schlimm“ oder dann vielleicht sogar zu dem Kind sage „Jetzt stell dich mal nicht so an! So schlimm ist es doch gar nicht.“.
Ich kenne es selber von mir auch. Da bin ich ganz ehrlich, dass ich das auch gesagt habe „Ja, jetzt komm, stell dich mal nicht so an! So schlimm war’s ja gar nicht.“. Aber ich finde, jetzt ist gerade die Zeit, wo wir noch genauer, konkreter hingucken müssten: wo passiert was an Kindern, egal an welchen Kindern, auch wenn mir was bei einem anderen Kind auffällt, dass ich dann die Eltern darauf anspreche, oder wenn mir andere Kinder über mein Kind was erzählen, weil sich das eigene Kind vielleicht nicht traut. Dass man da noch mal konkret nachfrägt und v.a.:
Kinder lügen nicht!
Maurice: So ist es!
Jasmin: Die lügen nicht! Und wenn man dahinter guckt, warum sie vielleicht auch eine Notlüge benützen, gibt es einen Hintergrund, warum sie das tun. Aber ein Kind wird nie kommen und bewusst die Eltern anlügen. Niemals!
Maurice: Jetzt hast du 3 verschiedene Themen angesprochen, die ich unglaublich spannend finde. Ich möchte noch etwas hinzufügen: Du sagtest, „herausfinden, was der Grund für etwas ist“. Wenn Kinder etwas tun, hat das immer einen Grund und wir sollten immer den Grund herausfinden, auf alles übertragen, auch auf die Gesundheit.
Klassiker ist ja Bluthochdruck. Ich geh zum Arzt, nehme die Tablette, damit der Blutdruck wieder runtergeht und bekämpfe die Symptome, aber ich muss an die Ursache. Auf die Kinder übertragen: Ich gehe mit den Kindern immer ins Gespräch um herauszufinden, warum sie etwas getan haben, was sie getan haben. Das generiert wieder Wachstum und darum geht es.
Jasmin: Ja.
Maurice: Liebe Jasmin, wir sprechen im Anschluss noch ein bisschen. Ich fand es ein sehr spannendes Gespräch. Vielleicht machen wir noch ein weiteres Video und nehmen ein Thema worüber wir sprechen können.
Jasmin: Sehr, sehr gerne.
Maurice: Danke dir für deinen Mut, für deine Größe, deine Stärke. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Jasmin: Vielen Dank für das Interview.
Maurice: Bis bald und erst mal alles Liebe und Gute dir Jasmin.
Jasmin: Danke, ebenfalls.
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Hallo Maurice,
ganz herzlichen dank nochmal für dieses ganz tolle Gespräch.
Es war wirklich komplett entspannt und ich danke Dir von ganzen Herzen dafür. Für deine Zeit, für dein offenes Ohr und dein Engagement.
Hier noch der Mail Verlauf mit dem Rektor:
Sehr geehrter Herr xxxxx
heute hat sich eine für mich sehr schwierig nachvollziehbare Situation ergeben.
Ich werde Ihnen hier kurz den Sachverhalt erläutern wie ich diesen empfunden habe und mir von meiner Tochter xxxxxxxxxx 5x geschildert wurde.
Heute früh habe ich meine Tochter ein Stück in die Schule begleitet. Kurz vor dem Parkplatz ist ihr aufgefallen ihren Mundschutz zuhause vergessen zu haben, was ja einmal passieren kann. Daraufhin meinte sie, das sie in der Schule evtl einen erhalten könne, da dies ja noch nicht vorkam.
Das hat mich dazu veranlasst erstmal beruhigt zu sein um meinen Hundespaziergang in aller Ruhe weiter fortzusetzen.
Als ich danach zuhause ankam, war ich doch sehr überrascht meine Tochter dort anzutreffen und zwar in einem völlig verstörten, verweinten und hilflosen Zustand.
Sie war von mir nur schwer zu beruhigen, sodass es einige Minuten gedauert hat um von ihr in Erfahrung zu bringen was überhaupt vorgefallen war.
Was ich da zu hören bekam hat mich zutiefst erschüttert und erschreckt. Sie wurde in einer Art und Weise von Frau xxxxx "zusammengefaltet", weil meine Tochter keinen Mundschutz dabei hatte, von ihr nach Hause geschickt um selbigen zu holen um dann wieder sofort zur Schule zurück zu kommen.
Punkt1: Ich verstehe dass die seit Monaten anhaltende Situation von allen viel abverlangt und überhaupt nicht einfach ist. Aber eben für niemanden und schon gar nicht für Kinder. Ich bin sehr zufrieden, wie sie als Schule mit diesem Thema umgehen. Aber Schutzbefohlenen in diesem Fall Kindern, die mit dieser Situation rein gar nichts anzufangen wissen, bzw. noch nicht einmal die Tragweite verstehen können, denn diese verstehen wir selbst nicht einmal, in dieser Art und Weise zu begegnen und das als Lehrkraft ist für mich unverständlich und lässt mich einfach nur fassungslos werden.
Punkt 2: meine Tochter wurde ohne mein Wissen nach Hause geschickt, Frau xxxxx wusste weder wo meine Tochter wohnt, noch ob meine Tochter einen Schlüssel hat.
Ich kann von Glück sagen, dass ich heute nicht gearbeitet habe, denn meine Tochter hätte sich alleine niemals beruhigen können. In ihr kamen Ängste zum Vorschein, eine riesen große Unsicherheit alles falsch gemacht zu haben und es hat ein langes und sehr einfühlsames Gespräch gebraucht, sie wieder in ihr Gleichgewicht zu bringen.
Herr xxx, xxx Klassenlehrer, hat sich heute Abend mit xxx per Mail in Verbindung gesetzt um sie nach ihrem Befinden zu fragen und sich für das Verhalten von Frau xxx entschuldigt, um auch im Zuge dessen xxx zu erklären warum Frau xxx so gehandelt hat. xxx hat sich über diese Mail sehr gefreut und geht auch morgen gerne wieder zur Schule(dieses Mal mit nicht vergessenem Mundschutz). Ich für meinen Teil empfinde diesen heutigen Vorfall als noch nicht aus der Welt geschafft und ich hoffe und erwarte auch, dass dies zu einem für alle Beteiligten, guten Abschluss geführt wird.
Ich freue mich auf Ihre Antwort und verbleibe bis dahin
Mit herzlichen Grüßen
Jasmin xxx
Antwort vom Rektor:
Hallo Frau xxx,
Frau xxx hat in der Tat nach den gültigen Vorgaben gehandelt. Zu Beginn des Schuljahres haben wir die Kinder mit Einwegmasken versorgt, wenn sie ihre eigene Masken nicht dabei hatten. Dies hat leider dazu geführt, dass immer weniger Schüler ihre eigenen Masken mit in die Schule gebracht haben. So der Stand bzgl. unserer Vorgehensweise ..
Und jetzt zur Umsetzung mit pädagogischem Gespür ...
In Ausnahmefällen können nach wie vor Masken aus unserem "Bestand" ausgegeben werden. Unter Berücksichtigung der Klassenstufe wäre dies in ihrem Fall sicherlich besser gewesenen.
Und wenn von Kolleg*innen an der gültigen Regelung festgehalten wird, dann sollte dafür gesorgt werden, dass zu Hause auch jemand das Kind in Empfang nehmen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Meine Rückantwort:
Sehr geehrter Herr xxx,
nach Ihrer Antwort zu Folge haben Sie mein eigentliches Anliegen überhaupt nicht nachvollziehen können. Dieses veranlasst mich nun dazu so schnell wie möglich einen Termin nach den Herbstferien bei Ihnen zu erhalten.
Mit Frau xxx, Herrn xxx und dem Vater von xxx.
Ich erwarte einige Terminvorschläge ihrerseits, damit ein Gespräch so zügig wie möglich stattfinden kann, um zur Klärung des Anliegens beizutragen.
Mit freundlichen Grüßen
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