"...ICH HABE AUCH ANGST UM MEINE GESCHWISTER!"

Maurice: Mein Name ist Maurice Janich. Ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und ich habe es mir in der Corona-Zeit zur Aufgabe gemacht, Kindern eine Stimme zu geben und sie zum Thema Maske tragen in der Schule zu interviewen und heute habe ich die 13-jährige Schülerin Lena bei mir. Herzlich willkommen liebe Lena.

Lena: Hallo.

Maurice: Lena, die allererste Frage, die ich an dich habe ist, wann musst du denn in der Schule die Maske tragen?

Lena: Eigentlich überall, also wenn ich in die Schule reinkomme, auf dem Schulhof, im Gebäude und auch in meinem Klassensaal, außer, wenn wir an unserem Platz sitzen.

Maurice: Das heißt, wenn ihr aufsteht, müsst ihr gleich wieder die Maske anziehen?

Lena: Genau.

Maurice: Ok. Lena, welche Gedanken und welche Gefühle entstehen denn in dir, wenn du die Maske trägst?

Lena: Ich fühle mich dabei irgendwie eingeschränkt, weil, man bekommt dadurch weniger Luft. Man merkt das auch direkt, wenn man die Maske aufzieht.

Maurice: Hast du bei dir irgendwelche Symptome feststellen können, wie Übelkeit, Kopfschmerzen, usw.?

Lena: Wenn ich die Maske den ganzen Tag trage, merke ich, dass ich Kopfschmerzen bekomme oder mir wird schwindlig. Ich bekomme auch ab und zu Nasenbluten, was ich davor eigentlich kaum hatte.

Maurice: Kannst du das mit dem Nasenbluten noch ein bisschen genauer sagen? Wie oft ungefähr hast du vorher Nasenbluten bekommen? 

Lena: Eigentlich so gut wie gar nicht, nur im Sommer ab und zu, wenn es zu warm wurde.

Maurice: Und wie oft hast du jetzt in den letzten Wochen Nasenbluten gehabt? Ungefähr.

Lena: Mindestens 1x die Woche.

Maurice: Mindestens 1x die Woche. Ok. Lena, warum trägst du eigentlich die Maske?

Lena: Bei uns an der Schule ist es so, dass wir einen Schulverweis bekommen, wenn wir die Maske nicht tragen und ich habe Angst, dass ich dann nicht mehr in die Schule darf und ich irgendwie diskriminiert werde.

Maurice: Haben die Lehrer das so ausgesprochen, dass ihr einen Schulverweis bekommt, wenn ihr die Maske nicht tragt?

Lena: Ja, erst kommen wir auf eine Liste. Die nennt sich “Gelbe Liste” und wenn es ein 2.Mal passiert, dann werden wir von der Schule verwiesen bzw. bekommen einen Schulverweis.

Maurice: Die gelbe Liste gibt’s jetzt also schon. Das ist interessant. Was hälst du denn davon?

Lena: Also persönlich finde ich das irgendwie unnötig, weil es ist einerseits nur eine Maske und man wird auch, z.B., wenn man nur kurz die Maske runterzieht, auf die gelbe Liste geschrieben.

Maurice: Was heißt “kurz runterziehen”?

Lena: Bei uns in der Schule war es auch schon der Fall, dass ein Freund von mir Ärger bekommen hatte, weil, wir dürfen die Masken runterziehen, wenn wir essen, aber eine Lehrerin meinte, er soll sie wieder hochziehen, obwohl keiner in seiner Nähe war.

Maurice: Verstehe. Lena, wie fühlst du dich, wenn du die Maske wieder runternimmst?

Lena: Es fühlt sich befreiend an, weil, ich bekomme wieder mehr Luft und ich kann tief durchatmen.

Maurice: Würdest du die Maske auch tragen, wenn es nicht vorgeschrieben wäre?

Lena: Nein.

Maurice: Welche Gedanken und welche Gefühle entstehen denn in dir, wenn du die anderen Menschen mit Maske siehst?

Lena: Ich sorge mich um sie, weil, es gibt ja auch Lehrer und Kinder bei uns auf der Schule, die die gleichen Symptome wie ich haben. Und man sieht auch nicht, wenn man mit Leuten spricht, ob sie lächeln oder was sie davon halten. 

Maurice: Ja, man kann die Mimik nicht mehr erkennen. 

Lena: Ja.

Maurice: Haben dir einige Leute, - weil du gerade angemerkt hast, dass Lehrer und auch Schüler bei dir auf der Schule die gleichen oder ähnliche Symptome haben wie du – haben sie dir das erzählt? Hast du das gesehen?

Lena: Eine Lehrerin von mir meinte, falls es mir wieder schlecht werden sollte, dass ich einfach kurz die Maske runterziehen soll.

Maurice: Super, ich bin stolz auf deine Lehrerin. Sprecht ihr Schüler untereinander, also unterhaltet ihr euch über das Thema Corona? Tauscht ihr euch aus?

Lena: Nein, nicht wirklich.

Maurice: Hast du Kinder bei dir in der Klasse, die eine ähnliche Meinung vertreten wie du oder …?

Lena: Nicht, dass ich wüsste.

Maurice: Da beschwert sich auch niemand, dass er die Maske tragen muss?

Lena: Nein.

Maurice: Lena, woher bekommst du denn deine Informationen zu Corona?

Lena: Von meinen Eltern.

Maurice: Und schaust du auch das eine oder andere selbständig nach oder …?

Lena: Nein.

Maurice: Ok. Ja, vielleicht fängst du heute an noch ein bisschen selbständig zu recherchieren, oder mit deiner Mutter zusammen, gemeinsam?

Lena: Ja.

Maurice: Lena, würdest du gerne zu Hause bleiben oder weiterhin zur Schule gehen?

Lena: Ich bin ein Mensch, der sehr gerne in die Schule geht. Aber jetzt mit den ganzen Masken und so würde ich halt lieber zu Hause unterrichtet werden, weil, ich gehe im Moment nur in die Schule wegen meinen ganzen Freunden.

Maurice: Lena, was wünschst du dir für die Zukunft, bezogen auf Corona, aber vielleicht auch allgemein?

Lena: Ich will halt, dass alles wieder wie früher wird, damit man sich wieder normal mit Leuten unterhalten kann und mehr für die Leute da sein kann. Wie früher halt. 

Maurice: Und vielleicht sogar ein bisschen besser als früher. Lena, warum hast du mich kontaktiert? Warum bist du zu mir gekommen?

Lena: Ich bin durch meine Mama zu Ihnen gekommen, weil meine Mama sich auch ein bisschen Sorgen darum macht, mit diesen ganzen Symptomen, die ich habe. Und sie hat Angst, dass mir irgendwas passiert.

Maurice: Und hattest du auch den Wunsch etwas dazu zu sagen, deine Stimme zu erheben?

Lena: Ja.

Maurice: Woher nimmst du deinen Mut? Weil, du bist 13 und ich finde das ziemlich mutig, was du machst. Woher nimmst du deinen Mut?

Lena: Durch meine Geschwister. Weil, ich habe auch Angst um meine Geschwister. Also bei denen ist es jetzt nicht so wie bei mir, aber ich mache mir trotzdem Sorgen um sie. Und weil ich auch gern anderen Kindern oder Erwachsenen dabei helfen möchte.

Maurice: Wow, super! Gibt’s vielleicht irgendwas, was ich dich nicht gefragt habe, was du gerne noch erzählen würdest? Vielleicht gab es einen besonderen Moment, ein Ereignis? Oder vielleicht hast du noch eine Message/Botschaft an die Menschen, die das Interview hören?

Lena: Nein.

Maurice: Ok. Ja, liebe Lena, dann danke ich dir ganz herzlich für deine Zeit, für deinen Mut, dass du hier mit mir heute das Interview geführt hast.

Lena: Sehr gerne.

Maurice: Und versuche so oft wie möglich die Maske runterzunehmen und vielleicht schaut ihr, dass ihr ein Attest bekommt, dass du nicht weiter darunter leidest. Lena, dann wünsche ich dir alles Liebe und Gute und danke dir nochmal recht herzlich, dass du dir die Zeit genommen hast.

Lena: Bitteschön.

 

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