„DAS IST EINFACH WIE EIN SCHOCK, WENN MAN AUCH SCHON DIE LEUTE IM AUTO MIT MASKE SIEHT“
Maurice: Mein Name ist Maurice Janich, ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut. Ich arbeite mit Kindern und ich habe es mir in der Corona Zeit zur Aufgabe gemacht, Kinder zu Interviewen zum Thema „Maske tragen in der Schule“. Heute habe ich die 10-Jährige Fleur bei mir. Herzlichen Willkommen, liebe Fleur.
Fleur: Danke!
Maurice: Fleur, dann starten wir gleich mal mit der ersten Frage. Wann musst du denn die Maske in der Schule tragen?
Fleur: Wenn der Bus kommt, dann sind da Schranken. Ab da müssen wir dann immer Maske aufziehen. Und ab dort ist immer Maskenpflicht, nur am Platz dürfen wir die Maske abnehmen.
Maurice: Wie ist das denn mit essen und trinken? Dürft ihr zwischendurch essen und trinken?
Fleur: Wir haben eine richtig tolle Lehrerin. Wir dürfen immer zwischendurch etwas trinken und auch mal ins Brot beißen. Wenn wir mal Durst haben, können wir auch etwas trinken, außer wenn unsere Lehrerin reden, dann ist das nicht. Aber wir können einfach mal ins Brot beißen. Das ist bei uns ganz locker.
Maurice: Ist das bei allen Lehrern so oder nur bei dieser Lehrerin?
Fleur: Das weiß ich jetzt gar nicht so genau. Ich war mal bei einer Lehrerin, da hat meine Freundin mal im Unterricht getrunken, da hat die ein bißchen Ärger bekommen.
Maurice: Okay. Sag mal Fleur, wie fühlst du dich denn, wenn du die Maske trägst? Also welche Gedanken und welche Gefühle entstehen in dir?
Fleur: Ich finde, das ist eins sehr komisches Gefühl, weil man macht immer alles mit der Maske und man kann sich auch gar nicht so richtig konzentrieren auf Sachen. Und das ist auch immer ganz komisch, wenn man dann seine ganzen Freunde überall mit der Maske sieht. Ich kriege dann so ein kleines Angstgefühl.
Maurice: Ich greife das noch einmal auf: Du sagst, du kannst dich, wenn du die Maske trägst, schlechter konzentrieren, richtig?
Fleur: Ja, auch einmal schon im Unterricht - da hatten wir Sport mit Maske - hatte ich kurz Atemnot.
Maurice: Du hast hoffentlich die Maske sofort abgesetzt?
Fleur: Ne, ich habe weiter gemacht.
Maurice: Du hast weiter gemacht? Dann setzt du beim nächsten mal sofort bitte unbedingt die Maske ab. Das ist ganz wichtig!
Fleur: Ja, meine Maske war nachdem auch ganz nass.
Maurice: Fleur, lass uns noch einmal kurz auf die Angstgefühle zurück gehen. Kannst du das so ein bißchen beschreiben? Was ist da die Angst, wenn du die anderen Kinder mit der Maske siehst?
Fleur: Das ist einfach wie ein Schock, wenn man auch schon Leute im Auto mit Maske sieht. Ich kann das gar nicht so richtig beschreiben das Gefühl. Ja, es ist eigentlich wirklich Angst. Ja, Angst ist es.
Maurice: Warum trägst du die Maske Fleur?
Fleur: Zum Wohle aller, aber ich gefährde damit meiner Gesundheit. Ich bin gerade sehr krank. Ich konnte heute eben nicht in die Schule. Und das liegt auch etwas an der Maske, glaube ich.
Maurice: Und wenn man die Maske trögt und merkt, dass man sich nicht mehr so gut konzentrieren kann und auch, wenn einem vielleicht schwindelig wird oder man Atemnot bekommt, dann kann das ja nicht gesund sein, richtig?
Fleur: Ja, das stimmt.
Maurice: Wie fühlst du dich denn, wenn du die Maske wieder absetzen darfst?
Fleur: Dann fühle ich mich richtig frei, weil man wirklich mal kurz frische Luft holen kann und man hier *zeigt ins Gesicht* nicht eingeschränkt ist und man wirklich durchatmen kann und denken kann: JETZT KANN ICH KURZ MEINE MASKE ABZIEHEN, ICH HABE KURZ FRISCHE LUFT“ Das ist ein richtig tolles Gefühl - Wie ein Geschenk.
Maurice: Wie ein Geschenk, ja. Die Luft ist ein Geschenk. Fleur, würdest du die Maske denn auch tragen, wenn es nicht vorgeschrieben wäre?
Fleur: Wenn es nicht vorgeschrieben wäre, würde ich die auch nicht tragen. Weil das ist halt schwerer sich zu konzentrieren und mit dem reden wird es auch schwer. Man muss immer ganz viele Sachen wiederholen und das ist dann auch manchmal schon ziemlich nervig.
Maurice: Und wie ist das mit Mimik? Also wenn Kinder lachen oder böse gucken? Kann man das mit der Maske gut erkennen?
Fleur: Nein, das kann man nicht. Man erkennt auch nicht gut, wie es dem Anderen gerade geht. Das ist auch doof. Weil wenn man seinem Freund, wenn der z.B. gerade etwas hat, das sieht man ja dann nicht. Und dann ist man z.B. ganz glücklich und erzählt tolle Dinge und das macht den ja dann manchmal noch trauriger. Und dann entsteht vielleicht Streit und dann ist das auch richtig doof.
Maurice: Sehr intelligent, was du da sagst. Wow! Jetzt hast du gerade schon gesagt, wie du dich fühlst, wenn du andere Menschen mit der Maske siehst, hast von einem Angstgefühl gesprochen. Erzähl mir mal, woher bekommst du denn deine Informationen bezüglich Corona?
Fleur: Von meiner Mutter eigentlich am meisten. Auch von meinem Papa. Also jetzt größtenteils von meiner Familie. Aus der Schule bekommen wir manchmal…unsere Lehrerin tut uns manchmal ein paar Informationen, aber das ist jetzt auch nicht so…eigentlich nur von meinen Eltern.
Maurice: Und guckt ihr zuhause Fernsehen?
Fleur: Ja, aber jetzt eher nicht so viel. Mal einen Film mit der ganzen Familie, aber jetzt nicht so viel.
Maurice: Also eher keine Nachrichten?
Fleur: Ne, Nachrichten überhaupt nicht. Die dürfen wir überhaupt nicht gucken.
Maurice: Fleur, würdest du lieber zuhause bleiben und Homeschooling in Anspruch nehmen oder ist das okay, dass du gerade in die Schule gehst?
Fleur: Es kommt darauf an. Eigentlich am liebsten Homeschooling, weil man da zuhause ist und die Maske eben auch ab hat und man auch die anderen Kinder im Bildschirm ohne Maske sieht. Das ist dann auch nochmal ein richtig schönes Gefühl. Man sieht sie zwar jetzt nicht direkt, aber eben auch nicht mit Maske.
Maurice: Was sagen denn deine Eltern so zu Corona? Welche Meinung haben sie und was haben sie dir so erzählt?
Fleur: Im Groben hängt auch vieles mit der Maske zusammen, weil es gibt Leute, die sind vielleicht gestorben und hatten vielleicht gar kein Corona. Und hatten vielleicht einen anderen Virus und dann wird eben gesagt, die sind eben gestorben an Corona, obwohl die weilt gar kein Corona hatten, sondern Herzinfarkt oder so. Und dann wird eben alles auf Corona geschoben, obwohl Corona vielleicht gar nicht so schlimm ist, und die Menschen machen jetzt eben auch so ein Tumult darüber, was ich manchmal gar nicht verstehe. Meine Schwester auch gar nicht. Die ist vier Jahre alt und die versteht das auch manchmal gar nicht, warum alle überall Maske tragen. Ich verstehe viele Dinge auch noch nicht von dem Corona. Ich weiß jetzt eigentlich alles nur, was mir meine Mutter erzählt. Manchmal reden die auch in der Schule oder in der Öffentlichkeit reden die auch manchmal über Corona. Überall ist eigentlich das Thema Corona gerade total angesagt. Man hört überall eigentlich den Namen Corona. Ich glaube, dass es auch vielen Menschen Angst einjagt, dieser Virus.
Maurice: Warum denkst du, jagt es vielen Menschen Angst ein? Woran liegt das?
Fleur: Vielen Menschen tragen überall die Maske und ich glaube, das ist auch, weil die Angst haben vor Corona. Die wollen eben die Anderen schützen, aber die schützen sich ja damit selbst auch nicht.
Maurice: Wodurch denkst du, wurde die Angst denn bei den Leuten ausgelöst? Was haben die denn gehört oder gesehen?
Fleur: Ich denke, die hören dann immer Sachen die Leute und denken, dass das sofort stimmt, obwohl das vielleicht gar nicht stimmt.
Maurice: Dann sollte man also Informationen, die man bekommt, noch mal zerlegen und mit anderen Informationen vergleichen?
Fleur: Das fände ich besser, weil da jagen die sich noch mehr Angst ein erstens und zweitens tun sie das dann ihren Freunden erzählen und das stimmt vielleicht dann gar nicht. Also dann erzähl mal sozusagen etwas Falsches.
Maurice: Super beobachtet, Fleur, prima. Was wir besprechen findet ja alles auf der verständlichen Ebene, mit unserem Kopf, mit unserem rationalen Denken statt. Wir haben aber noch etwas anderes. Wir haben ja so ein Bachgefühl. Von dem hast du bestimmt schonmal gehört?
Fleur: Ja.
Maurice: Was sagt denn dein Bauchgefühl?
Fleur: Wenn ich die Maske trage denkt der Bauch immer ZIEH DIE MASKE JETZT AB WENN DU NICHT IM GESCHÄFT BIST , ZIEH SIE AB! Und mein Kopf sagt NEIN, LASS SIE DRAN, DASS IST BESSER SO! Das ist immer unterschiedlich. Manchmal höre ich auf meinen Bauch und nehme die dann eben ab, aber manchmal ist es auch einfach so, dass man dann sagt OK, ICH LASSE DIE MASKE JETZT DRAN und dann ist das eben auch so…der Bauch macht dann so komische Geräusche und zieht dann so und dann ist das auch ein ganz komisches Gefühl.
Maurice: Und das finde ich ganz großartig, Fleur, dass du mit deinen Zehn Jahren deinen Verstand benutzt und dein Bauchgefühl mit einfließen lässt. Das haben ganz viele Erwachsene Menschen leider vergessen. Das ist aber so unfassbar wichtig, dass wir beides benutzen. Fleur, ich habe hier noch eine Frage stehen und die lautet WAS WÜNSCHST DU DIR? Hast du einen Wunsch?
Fleur: Ja z.B. dass Menschen - wirklich alle - die Maske im Auto ablassen. Und dann wirklich erst im Geschäft die Maske aufziehen, weil das wirkt vielen Kindern glaube ich Angst ein, dass dann überall auch die Eltern mit Maske rumrennen. Und da fände ich das richtig toll, wenn die dann eben erst im Geschäft oder wo man wirklich Maske tragen muss, die Maske anziehen. Draußen ergibt das ja gar keinen Sinn, weil da kriegst du ja gerade die Luft. Und im Auto mit der Maske…die Maske rutscht runter, dann ziehst du sie wieder auf und dann bist du ja auch mit den Händen im Gesicht und dann hast du die ganzen Bakterien von der Maske, die eigentlich was abhalten soll. Dann hast du die Maske nicht auf, dann fummelst du dir auch gerade im Gesicht rum und dann hast du vielleicht was. Dann hast du vielleicht ein Virus im Körper.
Maurice: Fleur, habe ich irgendwas nicht gefragt, was du gern noch erzählen möchtest - den Menschen, die das Interview hören werden - was du als wichtig erachtest?
Fleur: Nö, eigentlich nicht. Du hast mir jetzt eigentlich alle Fragen gestellt, die ich beantworten konnte.
Maurice: Und hast du auch das Gefühl du hast alles gesagt, was du mal sagen wolltest?
Fleur: Ja.
Maurice: Fleur, noch einmal ein großes Kompliment an dich. Ich finde, du bist mit deinen zehn Jahren sehr reflektiert, sehr aufgeweckt, sehr schlau und mach unbedingt weiter so! Mach einfach weiter so, wie du es machst! Ich finde das großartig!
Fleur: Danke.
Maurice: Vielen Dank an dich, dass du dir die Zeit genommen hast, das Interview mit mir zu führen. Ich wünsche dir alles Liebe und Gute.
Fleur: Dankeschön!
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