„SIE HABEN GESAGT, DASS DAS ALLES QUATSCH IST MIT DEN GANZEN VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN UND DASS MAN DAS ECHT ERNST NEHMEN MUSS, WEIL, WEGEN UNS, WENN WIR KEINE MASKE TRAGEN WÜRDEN, DANN ALLE UNSERE GROßELTERN UND ALLE STERBEN WÜRDEN.“
Maurice: Mein Name ist Maurice Janich. Ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und ich habe es mir in der Coronazeit zur Aufgabe gemacht, Kindern eine Stimme zu geben und sie zum Thema Maske tragen in der Schule zu interviewen und heute freue ich mich, dass ich die 13-jährige Marie bei mir habe. Herzlich willkommen liebe Marie.
Marie: Hallo.
Maurice: Liebe Marie, erzähl mir doch mal, wann musst du die Maske in der Schule tragen?
Marie: Eigentlich nie. Nach den Ferien müssen wir immer am Anfang Maske tragen bis alle ihren Zettel abgegeben haben, dass sie kein Corona haben. Und sonst können wir einfach ohne Maske herumlaufen, weil die ganze Schule eine Kohorte ist sozusagen.
Maurice: Ok, also ihr müsst an eurer Schule keine Maske tragen, wenn ihr ein negatives Testergebnis abgegeben habt?
Marie: Nein, wir werden nicht getestet, sondern das ist so ein Zettel, da kreuzt man an, was man in den letzten Tagen gemacht hat und dann gibt man den ab in der Schule.
Maurice: Interessant. Was man in den letzten Tagen so gemacht hat… Was müsst ihr denn da angeben auf dem Zettel?
Marie: Ob wir Schnupfen oder Husten haben. Also ob wir erkältet sind oder waren wir verreist oder so. Den muss man immer abgeben, wenn man länger als 5 Tage nicht in der Schule war.
Maurice: Also, ob ihr verreist wart oder ob ihr irgendwelche Erkältungssymptome habt. Müsst ihr da auch drauf schreiben, mit wem ihr euch getroffen habt z.B. oder ob ihr im Kino wart?
Marie: Man kreuzt an … Da sind Fragen, z.B. „Habt ihr Kontakt mit irgendeiner positiven Person gehabt?“
Maurice: Ok, wie findest du denn das mit dem Zettel?
Marie: Es ist doof, wenn jemand den Zettel vergessen hat. Dann muss die ganze Schule den Tag Maske tragen.
Maurice: Ok, verstehe, aber wie findest du das generell mit dem Zettel, dass du ankreuzen musst, ob du dich mit irgendjemandem getroffen hast, ob du im Urlaub warst, …
Marie: Sie kontrollieren einen. Es ist auch ein Eingriff in die Privatsphäre.
Maurice: Ok, Eingriff in die Privatsphäre und du fühlst dich kontrolliert.
Marie: Ja.
Maurice: Ja, hast du denn die Maske schon mal getragen, liebe Marie?
Marie: Ja. Also ich habe die Maske … Papa wollte die Maskenbefreiung, also das Attest kleiner kopieren, damit wir nicht immer mit diesem Riesenzettel herumrennen müssen. Dann trage ich keine Maske mehr.
Maurice: Ok, d.h., du hast jetzt ein Attest und vorher hast du mal die Maske getragen. Wie lange hast du sie dann mal so am Stück getragen?
Marie: Weiß ich nicht. Ich glaube, mal so 2 Stunden oder länger.
Maurice: Und wie ging es dir dann mit der Maske?
Marie: Schrecklich. Also ich kriege manchmal ein bisschen Panik, weil ich keine Luft kriege und Kopfschmerzen und mir ist auch oft schwindlig. Ich fühle mich gefangen unter der Maske.
Maurice: Ja und aufgrund dessen habt ihr ein Attest für dich organisiert.
Marie: Ja.
Maurice: Wie geht es dir denn damit, dass du die ganzen anderen Menschen mit der Maske siehst? Tauchen da irgendwelche Gedanken und Gefühle in dir auf?
Marie: Ja, es macht mich traurig, weil sie folgen einfach blind dem was die anderen sagen und ich weiß nicht, ob das richtig ist.
Maurice: Wie informierst du dich denn? Informierst du dich überhaupt zum Thema Corona?
Marie: Nee, also so nicht eigentlich. Mein Papa ist sehr informiert und ich wollte jetzt auch in diese Gruppe rein. Diese Youngsters-Gruppe.
Maurice: Die Youngster-Gruppe von Samuel Eckert?
Marie: Ja genau, aber ich weiß nicht, ob meine Mama das erlaubt, weil ich bin ja 13 und man muss ja 14 sein.
Maurice: Deine Eltern sind ein bisschen unterschiedlicher Meinung was Corona betrifft, richtig?
Marie: Ja.
Maurice: Du hast gerade gesagt, du findest es bedenklich, dass viele einfach blind hinterher laufen, aber was ist denn der Unterschied von den anderen zu dir? Warum läuft du denn nicht blind hinterher? Da musst du ja irgendwelche Informationen haben, die die anderen nicht haben oder …?
Marie: Ich habe meinen Papa.
Maurice: Und dein Papa gibt dir die Informationen weiter, die er für sich herausfindet?
Marie: Ja, auch. Also nicht unbedingt… Mich interessiert es auch, aber ich kann nicht so gut lesen. Es ist so anstrengend. Ich bekomme auch bald eine Brille und deswegen lese ich nicht so gerne nach was andere dazu sagen. Ich habe zwar ein Handy, aber ich habe YouTube und alles gelöscht, weil ich finde es krass wie es mich beeinflusst und deswegen … Ich habe nur Telegram.
Maurice: Marie, und auf Telegram, bekommst du denn da Informationen bezüglich Corona? Folgst du da irgendwelchen Gruppen oder ähnliches?
Marie: Nein.
Maurice: Warum informierst du dich nicht? Was ist der Grund dafür?
Marie: Ich weiß es gar nicht. Ich habe insgesamt wenig Zeit. Ich bin eigentlich die ganze Zeit nur im Stress, weil ich der Schule hinterher renne. Ich habe keine Zeit dafür eigentlich.
Maurice: Glaubst du denn, dass das Virus so schlimm ist wie es dargestellt wird?
Marie: Nein.
Maurice: Interessant ok und wie kommst du darauf, dass es nicht so schlimm ist, wie es dargestellt wird?
Marie: Ich glaube, wenn das Virus so schlimm wäre, dann würde man die Menschen sterben sehen.
Maurice: Ok, d.h., du beziehst ganz viel dein Bauchgefühl, deine Intuition mit in die Sache ein?
Marie: Ja.
Maurice: Und auch deinen Verstand, dein logisches Denken.
Marie: Ja.
Maurice: Sehr schön. Marie, würdest du zur Zeit lieber zu Hause bleiben oder weiter zur Schule gehen?
Marie: Zuhause bleiben. Ich mag die Schule gar nicht. Also wenn ich zu Hause bleiben kann, bleibe ich zu Hause.
Maurice: Verstehe. Wie ist es bei euch in der Schule? Sprecht ihr Schüler miteinander über das Thema?
Marie: Nein, kaum. Ich spreche mit meinen Freundinnen über das Thema. In der alten Klasse, da haben wir mit unserer Lehrerin einmal darüber gesprochen. Dann haben wir uns alle in einen Kreis gesetzt und dann haben wir darüber geredet. Aber jetzt sind wir 1 Etage höher und haben andere Lehrer und Mitschüler und jetzt sprechen wir da nicht mehr so darüber.
Maurice: Ok und was haben die Lehrer euch gesagt als ihr diesen Sprechkreis hattet?
Marie: Sie haben gesagt, dass das alles Quatsch ist mit den ganzen Verschwörungstheorien und dass man das echt ernst nehmen muss, weil, wegen uns, wenn wir keine Maske tragen würden, dann alle unsere Großeltern und alle sterben würden.
Das fand ich echt krass, weil unsere Lehrerin ist sonst immer so lieb gewesen. Sie war immer gut und voll für Umweltschutz und jetzt ist sie da bei Corona, aber sie hat auch nicht viel Zeit sich zu informieren. Dann glaubt sie einfach das was sie hört.
Maurice: Schau mal, grundsätzlich ist es ja so: Wenn ich sage, ich habe keine Zeit mich zu informieren, dann ist das nur eine Ausrede.
Marie: Ja.
Maurice: Dann muss ich meine Prioritäten vielleicht ein bisschen anders setzen, dass ich mir dafür die Zeit nehme, weil es extrem wichtig ist.
Und noch etwas lernen wir aus der Situation: Du sagtest ja gerade, dass deine Lehrerin eigentlich eine ganz Liebe und Nette ist und jetzt auf einmal sagt sie so etwas. Daran kann man gut erkennen, was die Angst mit Menschen machen kann.
Marie: Ja.
Maurice: Ich finde das auch ganz schön krass, was du gerade erzählt hast. Ich habe das schon des Öfteren gehört. Deswegen falle ich jetzt nicht in Ohnmacht, aber ich finde das sehr heftig, was da gesagt wird.
Marie, wünschst du dir etwas für die Zukunft? Hast du einen Wunsch?
Marie: Also ich würde mir wünschen, dass Corona vorbei ist oder dass es schnell vorbei geht.
Maurice: Bist du zuversichtlich, dass das Ganze bald aufhören wird?
Marie: Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass es bald aufhören wird, sondern dass sie jetzt eher noch die 2. Welle und so was machen, aber ich bin schon zuversichtlich. Ich glaube schon, dass es irgendwann besser wird und so.
Maurice: Ok, gibt es noch irgendetwas das ich dich nicht gefragt habe, was du noch erzählen möchtest?
Marie: Ja und zwar, ich fand es richtig krass bei uns… Also ich fahre ja immer mit dem Bus und dann standen wir an der Bushaltestelle und dann kam unser Bus. Wir standen davor und der Busfahrer hat nicht die Tür aufgemacht bis alle, die davor standen, die Maske auf hatten. Das fand ich richtig krass.
Maurice: Wie fühlt man sich in dem Moment? Kannst du das beschreiben?
Marie: Also ich habe mich gewundert, da der Bus nicht weitergefahren ist. Der Busfahrer sah ja, dass wir da standen, aber er hat nicht die Tür aufgemacht und er hat uns nicht hereingelassen.
Irgendwann hatten wir schon verstanden warum er nicht die Tür aufgemacht hat: weil wir nicht alle die Maske auf hatten. Ich fand es krass. Ich war auch traurig.
Maurice: Traurig, ok. War da noch ein anderes Gefühl außer der Traurigkeit?
Marie: Ich war erschrocken wie krass das ist.
Maurice: Ja. Liebe Marie, ich bin zuversichtlich, dass das bald sein Ende finden wird, dass sich das Ganze bald auflösen wird.
Ich schicke dir ganz viel Mut, ganz viel Kraft und ich wünsche dir für die Zukunft und für die nächste Zeit wirklich alles Liebe und Gute und hoffe, dass du nicht weitere solcher schlimmen Erfahrungen machen musst und auch alle anderen Kinder nicht. Das hoffe ich sehr.
Marie: Ich auch.
Maurice: Also vielen lieben Dank für deine Zeit und für deinen Mut hier heute mit mir zu sprechen.
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Was ich prima finde: Die Kinder finden immer klare Worte. Was ich nicht gut finde: Man muss in dem Zusammenhang auch ehrlich mit den Kindern sein. Und die Wahrheit ist, daß es nie wieder so sein wird wie früher. Das ist in gewisser Weise eine verschärfte Form des 11.09., in der die gesamte Gesellschaft neu geformt wird. Selbst wenn diese Restriktionen in zwei oder drei Jahren ein Ende finden, dann hat die Gesellschaft sich in der Zeit komplett verändert. Zudem sterben gerade die geimpften, alten Menschen in Massen. Das ist auch traumatisch, das ist fürchterlich, aber auch das sind Dinge, die man berücksichtigen muss, damit das nicht mit der Keule ins Bewusstsein der Kinder gelangt und sie zusätzlich traumatisiert und lähmt. Man kann den Kindern durchaus die Hoffnung vermitteln, daß sie letztlich gestärkt werden. aber die Hoffnung ihre alte Welt wieder zu bekommen, die ist gerade aus dem psychologischen Aspekt heraus eigentlich unmöglich. Das ist hoffentlich konstruktiv.