"ICH HABE SPINNEN IN MEINEM KOPF"

Maurice:  Mein Name ist Maurice Janich. Ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und ich habe es mir in der Coronazeit zur Aufgabe gemacht, Kindern eine Stimme zu geben und sie zum Thema Maske tragen in der Schule zu interviewen und heute habe ich den 6-jährigen Kai bei mir. Herzlich willkommen lieber Kai.

 

Kai: Hallo.

 

Maurice: Kai, wie geht es dir? Geht es dir gut?

 

Kai: Ja. 

 

Maurice: Sehr schön. Kai, die 1. Frage, die ich dir gern stellen möchte ist: 

Wann musst du denn in der Schule die Maske tragen?

 

Kai: Wenn ich also zur Toilette muss, wenn wir aufstehen, dann müssen wir die Maske tragen oder auf dem Pausenhof müssen wir auch die ganze Zeit die Maske tragen.

 

Maurice: Und wenn ihr am Platz sitzt, dürft ihr sie wahrscheinlich abnehmen, oder?

 

Kai: Ja.

 

Maurice: Sehr schön. Kai, welche Gefühle und welche Gedanken entstehen denn in dir, wenn du die Maske trägst? Wie geht es dir damit?

 

Kai: Es ist so als wären Spinnen in meinem Kopf.

 

Maurice: Als wären Spinnen in deinem Kopf? Und wie fühlt sich das an? Kannst du das so ein bisschen beschreiben?

 

Kai: Das fühlt sich gar nicht toll an. 

 

Maurice: Fühlt sich gar nicht toll an. Was machen die Spinnen denn da in deinem Kopf?

 

Kai: Die machen Nester und danach machen sie sie wieder kaputt und bauen immer neue.

 

Maurice: Und löst das einen Druck in deinem Kopf aus oder wie kann ich mir das vorstellen? Schmerzen? Hast du Kopfschmerzen?

 

Kai: Mir wird dann schwindlig.

 

Maurice: Schwindlig wird dir, ok. Und das kommt von den Spinnen im Kopf, denkst du?

 

Kai: Ja. 

 

Maurice: Ok, sehr schön beschrieben Kai. 

Kai, sag mal, warum trägst du denn deine Maske? Warum trägst du die in der Schule?

 

Kai: Die Chefin von der ganzen Schule sagt: „Wir müssen Maske tragen.“.

 

Maurice: Und deswegen trägst du die, weil die gesagt hat, ihr müsst die tragen? 

Wie fühlst du dich denn, wenn du die Maske wieder abnehmen darfst, Kai?

 

Kai: Dann fühle ich mich sehr gut.

 

Maurice: Dann fühlst du dich sehr gut. Ich sehe schon, du lächelst bei der Frage. 

Würdest du denn die Maske auch tragen, wenn die Lehrer das nicht sagen würden? Also wenn du dir das aussuchen könntest, ob du eine Maske trägst oder nicht: Würdest du eine tragen?

 

Kai: Nein.

 

Maurice: Ok und Kai, wie fühlst du dich, wenn du die anderen Kinder mit der Maske siehst oder welche Gedanken sind da in deinem Kopf?

 

Kai: Dass es denen bestimmt nicht so gut geht und die dann keine Luft kriegen.

 

Maurice: Du machst dir Sorgen um die anderen. 

Wünschst du dir, dass die anderen Kinder keine Maske tragen müssen?

 

Kai: Ja.

 

Maurice: Und haben dir andere Kinder schon mal berichtet, dass sie auch Spinnen im Kopf haben oder Kopfschmerzen oder ihnen schwindlig wird?

 

Kai: Nein, nur in einem Unterricht wo wir jetzt Maske tragen müssen, wurde mit unseren Eltern gesprochen, dass wir keine Maske tragen müssen, wenn eine Stunde ist und dann müssen wir trotzdem die Maske da tragen.

 

Maurice: Ah, es gibt also eine Unterrichtsstunde, da müsst ihr die Maske aufsetzen?

 

Kai: Ja, wo wir keine aufsetzen mussten.

 

Maurice: Ah ok. Und müsst ihr da im Unterricht jetzt immer noch die Maske aufsetzen oder nicht mehr?

 

Kai: Wenn wir bei unserer Lehrerin sind oder Sport haben, dann müssen wir die nur anziehen, wenn wir draußen sind, sonst nicht.

 

Maurice: Und wenn ihr bei einem anderen Lehrer seid, müsst ihr sie im Unterricht trotzdem tragen? Oder habe ich das falsch verstanden?

 

Kai: Ja, aber manchmal dürfen wir die auch wieder runter nehmen. Also manchmal weiß ich vielleicht nicht, weil wir dann wieder nur zum 1. Mal wieder das hatten. 

 

Maurice: Ok und dann wartet ihr darauf, was der Lehrer euch sagt?

 

Kai: Ja.

 

Maurice: Ok, verstanden. Kai, würdest du im Moment lieber zu Hause bleiben oder möchtest du weiter zur Schule gehen, so wie das jetzt ist?

 

Kai: Weiter zur Schule gehen.

 

Maurice: Weiter zur Schule gehen. Kannst du mir sagen warum?

 

Kai: Weil ich einen sehr guten Job haben möchte.

 

Maurice: Weil du einen sehr guten Job haben möchtest. Ok, prima. Und auch, weil du deine Freunde sehen möchtest oder spielt das keine so große Rolle für dich?

 

Kai: Weil ich meine Freunde sehen möchte.

 

Maurice: Kai, hast du einen Wunsch? Wünschst du dir etwas?

 

Kai: Meinst du für Weihnachten oder Nikolaus?

 

Maurice: Ich meine, in Bezug auf Corona. Soll sich da etwas ändern? Oder vielleicht auch in Bezug auf die Zukunft. Soll sich irgendwas verändern?

 

Kai: Ja.

 

Maurice: Was denn? Kannst du mir das sagen?

 

Kai: Dass Corona weg ist und wir keine Masken mehr tragen müssen und dass … Also ich bin beim Judo und ich möchte dort nicht, dass das zu ist.

 

Maurice: Ok, du möchtest also, dass dein Judo wieder geöffnet hat und dass du dort hingehen kannst, Sport machen kannst. Sehr schön. Das sind tolle Wünsche lieber Kai.

 

Kai, gibt es denn noch etwas, was du mir gern erzählen würdest, was ich dich noch nicht gefragt habe? Eine Geschichte oder etwas was passiert ist? Was dir ganz wichtig ist.

 

Kai: Eine Geschichte. Da war ich einmal bei der OGS [Anm.: Offene Ganztagsschule] bei den Viertklässlern und da sagten die so: Da sind so Giftsachen und danach wurde mir schwindlig.

 

Maurice: Hast du die Maske getragen als dir schwindlig wurde?

 

Kai: Ja.

 

Maurice: Ok und was hast du dann gemacht? Hast du der Lehrerin Bescheid gesagt?

 

Kai: Nein, sie würde dann sagen, ich muss ja trotzdem die Maske an lassen.

 

Maurice: Ist das schon mal passiert, dass dir schwindlig wurde und du das der Lehrerin mitgeteilt hast?

 

Kai: Nein, das war nur das 1. Mal, aber einmal war das auch passiert, dass ich das nicht bemerkt habe.

 

Maurice: Kai, wenn dir schwindlig wird, hat die Mama dir bestimmt schon gesagt, dass du sofort die Maske abnimmst und Luft schnappst, oder?

 

Kai: Ja.

 

Maurice: Ok, das ist ganz, ganz wichtig. Und ich würde an deiner Stelle auch der Lehrerin Bescheid sagen. Aber das kannst du noch mal mit der Mama besprechen.

 

Lieber Kai, dann sind wir schon am Ende mit meinen Fragen. Ich danke dir ganz, ganz doll, dass du dir die Zeit heute genommen hast und so mutig bist und mit mir gesprochen hast. Und dann wünsche ich dir für die Zukunft alles Liebe und Gute lieber Kai.

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