"...ich würd` mir wünschen, dass, dass mal drüber geredet wird und dass die Kinder mal aufgeklärt werden mit dem ganzen Corona. Das würd` mich auch sehr freuen, wenn dann alle wissen, dass das nich` so schlimm is`"

Maurice: Mein Name ist Maurice Janich, ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut, ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen. Und ich habe es mir in der Coronazeit zur Aufgabe gemacht, Kindern eine Stimme zu geben und sie zum Thema: „Masketragen in der Schule“ zu interviewen, ihre Gedanken und Gefühle zu erfragen. - Und heute hab` ich den 10-jährigen Mario bei mir. Herzlich willkommen, lieber Mario!

 

Mario: Hallo!

 

Maurice: Mario, schön, dass du da bist! - Wir starten gleich mit der ersten Frage und die heißt: „Wann musst du in deiner Schule die Maske tragen?“

 

Mario: Also, wir müssen: wenn jemand grad` aufsteht und was verteilen geht, wenn jemand grad` auf Toilette geht und wieder zurück kommt, wenn der Lehrer rein kommt und wenn er das Fenster aufmacht und wenn wir in die Pausen geh`n. Und jetzt... und jetzt sind diese Regeln, das heißt, wir müssen die ganze Zeit sie auflassen.

 

Maurice: Ok, das heißt: vorher musstet ihr die Maske nur aufziehen, wenn ihr den Platz verlassen habt und jetzt müsst ihr sie auch am Platz im Unterricht den ganzen Tag lang tragen – richtig?

 

Mario: Ja.

 

Maurice: Mario, wie geht`s dir denn mit der Maske? Welche Gedanken und welche Gefühle entstehen da in dir, wenn du sie trägst?

 

Mario: Also, ich denkt dann... Also, ich hab` ein „face-shield“, da drunter wird mir… also ist auch nicht so gut. Dann denk` ich mir auch manchmal, wenn es... wenn es mir nicht gut geht... und das denk` ich dann… man hat dann Gedanken hier, die mir sagen: gleich fällst du um, gleich ist Ohnmacht, und dann wird mir übel, dann... passiert was Schlimmes.

 

Maurice: Hhm. Also, wenn du die, wenn du die Maske trägst, ist das so, ja? - Was kommt denn zuerst: kommen zuerst die Gedanken, oder kommen zuerst die Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel,… Was kommt zuerst?

 

Mario: Also erst mal kommen die, erst mal kommen die Gedanken, dann krieg` ich auch manchmal dann schneller Herzrasen, weil dann... ich dann Angst habe.

 

Maurice: Hhm... Du hast Angst, die Maske zu tragen und dann... ok.

 

Mario: Aber ich hab` keine Maske, sondern so`n „face-shield“, aber da drunter ist auch nicht so gut zu atmen.

 

Maurice: Gut. Also das heißt, du hast am Anfang die Maske getragen, damit ging`s dir gar nicht gut, so wie du`s grade erzählt hast, und dann bist du auf ein „face-shield“ gewechselt?

 

Mario: Ja.

 

Maurice: Und das wurde von dei... - ja?

 

Mario: Aber da drunter ging`s mir auch nicht ganz so gut... Auch dann, als dann die Maskenpflicht dann die ganze Zeit war, hab` ich auch ganze Zeit Herzrasen und so gehabt. Und dann auch übel.

 

Maurice: Mit dem „face-shield“ Herzrasen und Übelkeit?

 

Mario: Hhm.

 

Maurice: Und: trägst du das jetzt immer noch, oder hast du mittlerweile eine Befreiung?

 

Mario: Ich hab` ne Befreiung, ich hab` ein Attest... Aber das wird jetzt nicht anerkannt, sondern meine Eltern haben einen Termin mit meiner Kinderärztin. Und dann geh` ich da mal hin zu der Psychologin, und dann machen wir das dann.

 

Maurice: Ok. Also, ihr arbeitet daran, dass das durchgeht und dass du von allem befreit bist.

 

Mario: Ja.

 

Maurice: Prima, Mario, das finde ich super! - Mario, wie geht`s dir denn, wenn du die anderen da mit der Maske siehst? Welche Gedanken und welche Gefühle entstehen denn dann in dir?

 

Mario: Also, dann denk` ich mir erst mal, dass ich der Einzige bin, der normal...Also normal ist, dass die Masken nicht gut sind... Und das auch hier, wenn die ganzen Kinder direkt die Masken anlassen, obwohl man das gar nicht vorher musste, denk` ich mir: warum machen die das, ist doch schädlich! Also, dann denk` ich mir, dass die alle nicht gut denken, also, dass die nicht Bescheid wissen.

 

Maurice: Hhm. - Gibt es denn Kinder in deiner Klasse, die dir davon berichtet haben, dass sie auch Kopfschmerzen haben, dass ihnen schwindelig ist...?

 

Mario: Ja. Also bis jetzt nur eine. Aber auch mehrere auch in der alten Klasse haben dann... Also mein Freund ist dann... wurd` ihm auch mal ganz schlecht, also ich... der ist dann um... also diese Ohnmacht und dann hat der Kopfschmerzen und so gehabt...

 

Maurice: Hhm, ok... - Bist du der Einzige, der ein „face-shield“ getragen hat und der Einzige mit einem Attest in deiner Klasse?

 

Mario: Ja. 

 

Maurice: Ok.

 

Mario: Ich krieg` auch dauernd so dumme Kommentare von den älteren Schülern, die sagen immer: „Splittermask!“ Das finde ich dann unangenehm, auch direkt am ersten Tag so...  die ha`m mich alle so doof angeguckt!

 

Maurice: Wie geht`s dir damit?

 

Mario: Also, dann fühl` ich mich nicht gut, dann bin ich irgendwie manchmal traurig und sauer. Sauer, ich bin sauer drauf, dass die mich dauernd so anmachen! Und traurig, dass … dass keiner so is` wie ich und dass… so... so beleidigt werde, so angemacht werde, das finde ich auch nicht gut, dass... (schluckt, kämpft mit den Emotionen)

 

Maurice: Fühlst du dich... wie ein Außenseiter?

 

Mario: Also, ich fühle mich so einer, der Bescheid weiß, aber irgendwie die anderen... Ich denke dann, dass die anderen mich dumm finden… Oder dass ich nicht so bin wie die anderen...

 

Maurice: Ja. Und -dass kann man natürlich nicht sehen, weil wir über das Interview hier ein Standbild legen, aber ich hab`s gesehen- du bist grad` sehr emotional geworden und die Mama kam auch und hat dir über die Schulter gestreichelt, weil dich das einfach so... ja, so wütend macht und so traurig macht zugleich. Das kann man... das kann man dir ansehen, ja... Also – ich kann dir schon mal sagen: du bist auf keinen Fall doof und es spielt überhaupt keine Rolle, ob du bist wie die anderen, sondern wichtig ist, dass du bist, wie du bist, dass du „du“ bist. Und wer man ist, findet man im Laufe seines Lebens heraus! Das bedeutet: Leben ist Entwicklung und... man sollte ständig... ja, man sollte einfach schau`n, dass man sich jeden Tag ein Stück entwickelt und sich immer wieder fragt: „Wer will ich eigentlich sein?“ „Was sagt mir mein Gefühl, wer ich bin?“ „In welche Richtung muss ich geh`n?“ „Was muss ich dafür tun?“ Und ich glaube, das tust du und das ist ganz, ganz wichtig. Und das, mein Lieber, fordert manchmal eine enorme Stärke! Weil, wenn man das tut, dann tut man was ganz anderes, als alle anderen, weil alle anderen laufen einfach nur mit, und das tust du eben nicht. Und das kann manchmal ziemlich schwer sein, aber ich kann dir aus meiner eigenen Erfahrung sagen –weil, ich bin früher mitgelaufen, jetzt lauf` ich nicht mehr mit- es lohnt sich! … Denn nur so kann man glücklich werden, wenn man… wenn man... ja, wenn man seine Persönlichkeit gefunden hat. - Mario, wie, wie geh`n denn die Lehrer mit dir um? Hast du das Gefühl, dass du anders behandelt wirst, als die anderen Kinder in der Klasse?

 

Mario: Ne, aber es sprechen mich auch manchmal welche an, warum ich das Teil trage.

 

Maurice: Lehrer? Hhm. Ok. Und du erklärst denen das dann und dann ist das für die Lehrer aber in Ordnung?

 

Mario: Ja.

 

Maurice: Prima. - Und, sag mal, werden bei euch Gespräche geführt über das Thema „Corona“ oder gibt es Diskussionsrunden?

 

Mario: Nein.

 

Maurice: Nein. - Würdest du dir das wünschen?

 

Mario: Ja, also ich würd` mal... ich würd` mir wünschen, dass, dass mal drüber geredet wird und dass die Kinder mal aufgeklärt werden mit dem ganzen Corona. Das würd` mich auch sehr freuen, wenn dann alle wissen, dass das nich` so schlimm is`.

 

Maurice: Hhm. - Ich hab` von ganz vielen anderen Kindern und Jugendlichen gehört, dass Lehrer an den Schulen berichten oder sagen, dass das Virus ganz gefährlich ist, dass man immer schön brav seine Maske tragen muss, dass Großeltern sterben können… und so weiter. Hast du so etwas auch schon mal an eurer Schule gehört von Lehrern?

 

Mario: Hm... also die sagen dauernd, obwohl`s gar nicht stimmt, dass die ganze Zeit die Zahlen hoch geh`n, dass es dann... höhere Maßnahmen dann erforderlich sind… Ja, dass wir dann trotzdem Maske tragen müssen, damit wir dann keinen anstecken... Das is`dann doof.

 

Maurice: Ja. - Wie informierst du dich in Bezug auf Corona?

 

Mario: Also, durch meine Eltern.

 

Maurice: Hhm. - Schauen deine Eltern Fernseh`n?

 

Mario: Nein.

 

Maurice: Wo kriegen die dann die Informationen her?

 

Mario: Also hier über „youtube“ und so... und dann informieren die sich über Leute, die das berichten über Corona und dann... 

 

Maurice: Hhm, gut.

 

Mario: Da hör` ich auch manchmal dann zu, weil ich möchte immer alles wissen.

 

Maurice: Das finde ich super! Ich möchte auch immer alles wissen und deswegen stelle ich auch immer ganz, ganz, ganz, ganz viele Fragen, weil ich alles wissen will. Wie war das noch: „Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt bliebt dumm!“, oder? Kennst du das auch?

 

Mario: Das Sprichwort kenn` ich nicht, aber is` schon...

 

Maurice: Ne, das war in einem... ach, jetzt komm`ich nicht auf den Namen... War das nicht die Sesamstraße?

 

Mario: Ja!

 

Maurice: Ja, siehst´e, Sesamstraße! Schon lange her, ok. Deswegen stell` unbedingt weiter Fragen, das find` ich super! - Ihr sprecht dann wahrscheinlich auch miteinander, deine Eltern und du, über das, was ihr gelesen habt?

 

Mario: Ja, machen wir.

 

Maurice: Prima. - Und ihr glaubt nicht einer einzigen Quelle, die ihr lest, sondern ihr sucht euch mehrere raus und bildet euch dann eine Meinung?

 

Mario: Ja!

 

Maurice: Wunderschön, ich freu` mich! - Ähm... ich hab`... genau: Wie, wie ist das mit der Schule, würdest du zur Zeit gern` Zuhause bleiben oder weiter zur Schule geh`n?

 

Mario: Also beides irgendwie,ich würd` gern zur Schule gehen, aber würd` auch gern Zuhause bleiben, bis, bis die ganzen... also... die Sachen zu Ende sind. Ich bin auch Zuhaus`wegen den ganzen Sachen. Jetzt, müssen wir halt gucken, wie das dann aufhört.

 

Maurice: Ja. Super! - Hast du einen Wunsch, lieber Mario?

 

Mario: Ja, dass nämlich alles aufhört. Die ganzen… Blödsinn. Dass alles wieder normal wird, wie früher.

 

Maurice: Ich wünsch` mir auch, dass das aufhört. Ganz viele andere Kinder wünschen sich, dass das aufhört. Aber, dass das so wird wie früher, wünsch` ich mir nicht, ich wünsche mir, dass es viel besser wird, als früher, viel, viel besser!

 

Mario: Also, ich meine damit, dass wieder ein ganz normales Leben ist, ohne diese ganzen Masken oder diese ganzen Maßnahmen... dann wär` es auch besser.

 

Maurice: Ja. Definitiv, definitiv! Ja. - Mario, gibt es noch irgend etwas, das ich dich nicht gefragt habe, was du mir noch gerne erzählen würdest?

 

Mario: Hm... also jetzt erst mal... nix.

 

Maurice: Ok, prima, passt doch. - Lieber Mario, dann dank` ich dir von ganzem Herzen, dass du heute den Mut gefunden hast und die Stärke besitzt, hier mit mir zu sprechen.

 

Mario: Danke.

 

Maurice: Ich finde, du bist ein ganz prima Kerl, ganz aufgeweckt, ein sehr sensibler Typ. Das finde ich großartig, das... ja, dein feines Gefühl wird dir noch viele gute Sachen in deinem Leben bescheren. Und mach` dir das zur Stärke! - Und wir sprechen gleich im Anschluss noch und dann kann ich dir vielleicht noch den einen oder anderen Trick verraten, wie man sich von den Gefühlen anderer Menschen ein bisschen distanzieren kann, dass die nicht so in einen selbst hinein fließen. 

 

Mario: Ok.

 

Maurice: Mario, jetzt wünsche ich dir erst mal für die Zukunft alles, alles Liebe und Gute und - wir hören uns bald wieder.

 

Mario: Ok.

 

Maurice: Bis dann – tschüß!

 

Mario: Tschüß!

 

 

 

 

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