"...ICH WAR IM BUS MIT DER MASKE, HABE KEINE LUFT MEHR BEKOMMEN UND DANN BIN ICH AUSGESTIEGEN UND HABE MICH ÜBERGEBEN UND WURDE DANN OHNMÄCHTIG."
Maurice: Mein Name ist Maurice Janich. Ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und ich habe es mir in der Corona-Zeit zur Aufgabe gemacht, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben, sie zu dem Thema Maske tragen in der Schule zu interviewen und heute habe ich die 16-jährige Nicole bei mir. Herzlich willkommen liebe Nicole.
Nicole: Hallo 🙂
Maurice: Nicole, schön, dass du da bist. Die 1. Frage, die ich an dich habe, ist: Wann musst du in der Schule die Maske tragen?
Nicole: In der Schule müssen wir die Maske auf dem Schulhof tragen, im Unterricht und im gesamten Gebäude und im Sportunterricht, nur nicht, wenn wir Laufen oder so, aber wir können auch keinen Gruppensport machen.
Maurice: Und wie ist es bei dir? Du hast mir vorher schon erzählt, dass du eine Befreiung hast. Du trägst also keine Maske hast?
Nicole: Nein, ich trage keine Maske.
Maurice: Und hast du vorher schon mal eine Maske getragen?
Nicole: Ja, von Anfang an habe ich sie eigentlich 6 Wochen oder so getragen oder noch länger. Nur dann wurde mir immer schwindlig, also ich bin jetzt insgesamt 5x umgekippt und dann wollten wir uns ein Attest holen. Ja, und so kam es dann dazu, dass ich die nicht mehr trage.
Maurice: Du bist 5x umgekippt. Wie kann ich mir das vorstellen? Warst du wirklich ohnmächtig auch, oder …?
Nicole: Ja, also ich war im Bus mit der Maske, habe keine Luft mehr bekommen und dann bin ich ausgestiegen und habe mich übergeben und wurde dann ohnmächtig.
Maurice: Liebe Nicole, und seitdem du die Maske nicht mehr trägst, ist dir auch noch schlecht, musst du dich auch noch übergeben, wirst du ohnmächtig?
Nicole: Nein, das ist seitdem nicht mehr passiert.
Maurice: Dann könnte man ja theoretisch daraus schließen, dass das aufgrund der Maske so war, oder?
Nicole: Ja.
Maurice: Ok. Wie geht’s dir damit, dass deine Klassenkameraden eine Maske tragen? Welche Gedanken, welche Gefühle entstehen vielleicht in dir, wenn du das siehst?
Nicole: Also meiner Meinung: jedem das Seine. Aber ich bekomme auch manchmal blöde Kommentare und es macht mich auch einfach traurig, dass wir alle eine Maske aufhaben, weil ich jetzt auch die Schule gewechselt habe. Dann habe ich von Anfang an nicht die Gesichter so richtig gesehen. Ja, mich macht es einfach traurig.
Maurice: Das kann ich absolut nachvollziehen. Noch mal kurz zurück dazu, dass du ohnmächtig geworden bist. Wahrscheinlich habt ihr, du und die Mama, einen Arzt aufgesucht.
Nicole: Ja.
Maurice: Und aufgrund dessen habt ihr dann eine Befreiung bekommen?
Nicole: Nein, das war nicht so einfach. Also, wir waren bei meinem Hausarzt und die Ärztin hat uns gesagt, dass das mit dem Umkippen ja nichts so Wildes wäre, dass das so ist, wenn man jünger ist und ein Mädchen ist vor allem.
Und sie meinte, sie kann uns keine Befreiung ausstellen. Dann sind wir extra nach Essen zu einem Arzt gefahren und der hat uns eine Befreiung ausgestellt.
Maurice: Puh, also die Ärztin hat gesagt, das ist normal, wenn man mal zwischendurch umkippt?
Nicole: Ja, also, wenn man niedrigen Blutdruck hat.
Maurice: Das ist interessant. Hast du denn generell einen niedrigen Blutdruck?
Nicole: Ja, nur ich bin vorher nicht so oft umgekippt, vielleicht höchstens 1x im Jahr, aber nicht 5x in 6 Wochen.
Maurice: Ok. Wie war das, als du umgekippt bist? Hat dir jemand die Maske abgenommen? Hast du dir selber die Maske abgenommen? Hat dir jemand geholfen? Hat jemand den Notarzt gerufen? Wie ist das abgelaufen?
Nicole: Also, meistens hatte ich eine Freundin von mir dabei. Ich habe mir direkt die Maske abgenommen, als ich ausgestiegen bin. Ja und dann bin ich umgekippt.
Maurice: Ok. Liebe Nicole, wie ist das denn in deiner Klasse? Wie viele Kinder oder Jugendliche tragen dort keine Maske?
Nicole: Niemand außer ich.
Maurice: Also du bist die Einzige? Wie geht es dir damit, dass du die Einzige ohne Maske bist?
Nicole: Nicht gut. Also ich hatte letztens schon einen Vorfall als die Maskenpflicht noch nicht im Unterricht war:
Wir haben da einen Lehrer, der einen Vortrag gehalten hat über die Masken, dass sie das dringend empfehlen würden, weil es ja so viele Neu-Infizierte gibt, und wir wollen ja auch nicht daran Schuld sein, wenn von einem anderen der Opa stirbt. Also der hat uns ein schlechtes Gewissen gemacht.
Und da haben plötzlich alle die Maske aufgesetzt, außer ich. Und in der nächsten Stunde hat er uns dann an Einzeltische mit Maske gesetzt, obwohl keine Maskenpflicht war. Also er hat uns trotzdem die ganze Zeit darauf hingewiesen und da habe ich mich sehr schlecht gefühlt.
Maurice: Aber du hast deine Maske trotzdem nicht aufgesetzt?
Nicole: Nee.
Maurice: Woher nimmst du deine Stärke?
Nicole: Von meiner Mama.
Maurice: Von deiner Mama. Aha.
Dass ihr daran schuld seid, wenn eure Großeltern sterben. So hat er es gesagt, oder?
Nicole: Ja, oder die von anderen, wenn wir keine Maske tragen.
Maurice: Das habe ich jetzt schon ganz oft gehört. Sag mal, gibt es denn nur Vorträge von Lehrern, die euch erklären, dass ihr am Tod anderer Menschen schuld seid, wenn ihr die Maske nicht tragt? Oder gibt es da auch Diskussionsrunden, wo man sich wirklich mal austauscht oder über etwas diskutieren kann?
Nicole: Also, wir haben schon öfters eine Diskussionsrunde gemacht. Nur die meisten, eigentlich alle sind dafür auch alle Lehrer bis jetzt, soweit ich das mitbekommen habe.
Und ich war immer die Einzige, die was dagegen gesagt hat. Und jetzt sage ich besser nichts mehr, denn es bringt nichts.
Maurice: Akzeptierst du denn die Meinungen der anderen?
Nicole: Ja, ich akzeptiere das. Ich kann das auch verstehen, dass sie vielleicht Angst haben. Aber die können sich ja auch ein bisschen informieren oder vielleicht mir auch mal zuhören, anstatt mich als Verschwörungstheoretikerin darzustellen.
Maurice: Ok, d.h., du akzeptierst die Meinungen der anderen Menschen. Akzeptieren sie deine Meinung?
Nicole: Die meisten nicht.
Maurice: Sie betiteln dich dann also als Verschwörungstheoretiker oder als Covidiot?
Nicole: Ja.
Maurice: Beleidigst du die anderen Menschen auch, die nicht deiner Meinung sind?
Nicole: Nee. Also ich sage dann meistens nichts dazu.
Maurice: Das ist auch so ein weitverbreitetes Phänomen. Das höre ich ganz oft, dass diejenigen, die gut recherchieren und sich wirklich damit auseinandersetzen, andere Meinungen akzeptieren, aber auf der anderen Seite akzeptieren diejenigen die Meinung der recherchierenden Menschen nicht und beleidigen sie dann.
Nicole: Ja.
Maurice: Sag mal Nicole, würdest du aufgrund der aktuellen Situation lieber zu Hause bleiben oder weiterhin zur Schule gehen?
Nicole: Ich würde lieber zu Hause bleiben, auch wenn man in der Schule vielleicht mehr lernt, denn meine Klassenlehrerin kam auch heute zu mir und meinte, wegen der Maskenpflicht muss ich mir entweder so ein Gesichtsvisier anschaffen, oder ich kann nicht am Unterricht teilnehmen. Da fühle ich mich auch ein bisschen blöd dabei.
Maurice: Ich bin manchmal so ein bisschen schwer von Begriff. Deswegen muss ich jetzt noch mal nachfragen. Du hast ein Attest. Dieses wurde von der Schule anerkannt. Und heute hat deine Klassenlehrerin zu dir gesagt, dass du ein Visier tragen musst und wenn du es nicht trägst, dann darfst du nicht mehr am Unterricht teilnehmen?
Nicole: Ja, dann müsste ich nach Hause gehen, hat sie gesagt.
Maurice: Interessant. Nicole, ich bin so ein bisschen sprachlos gerade wieder. Ja, ich bin sprachlos. Nicole, was wünschst du dir? Hast du einen Wunsch?
Nicole: Ich wünsche mir, dass mehr Leute aufwachen und sich vielleicht mal mehr informieren, vielleicht auch mal zuhören und auf einen eingehen.
Maurice: Guckt ihr zu Hause eigentlich Fernsehen?
Nicole: Nicht mehr so viel, aber die Nachrichten, auch was Radio im kommt.
Maurice: Aber du vergleichst es dann mit anderen Dingen, die du dir selbständig heraussuchst aus dem Internet, oder?
Nicole: Ja.
Maurice: Super. Nicole, gibt es noch irgendetwas, das ich dich nicht gefragt habe, was du vielleicht noch erzählen möchtest?
Nicole: Also ein Mädchen in meiner Klasse, die hat immer durch die Maske Kopfschmerzen und dann hat der Lehrer, der die Tische auseinander gestellt hat und uns gebeten hat, die Maske aufzusetzen, sie ganz frech gefragt: „Warum hast du denn jetzt nicht die Maske auf?“, obwohl es zu dem Zeitpunkt nicht mehr Pflicht war. Dann hat sie die aufgesetzt. Das hat mich auch ein bisschen traurig gemacht, dass sie das trotzdem gemacht hat.
Maurice: Warum denkst du hat sie das gemacht?
Nicole: Ich denke, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte und weil sie vielleicht keine schlechte Note haben will oder so.
Maurice: Könnte man mit dem Wort Angst beschreiben, oder?
Nicole: Ja.
Maurice: Liebe Nicole, ich finde das großartig, wie du das handhabst. Ich finde, du bist viel älter als 16.
Nicole: Dankeschön.
Maurice: Und mach unbedingt weiter so. Ich finde es wirklich gut. Und ich danke dir von ganzem Herzen für deine Zeit und für deinen Mut, dass du heute das Interview mit mir geführt hast. Vielen Dank.
Nicole: Gerne.
Maurice: Dann wünsche ich dir alles Gute.
Nicole: Dankeschön, dir auch.
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Hallo lieber Maurice, hallo liebe Nicole,
danke für dieses einfühlsame Interview und den Einblick in den erschreckenden Schulalltag während des „Lockdowns“. Wirklich ernüchternd, wie soziale Klima an deutschen Schulen offenbar auf ein unerträgliches Niveau erkaltet ist. Aufgrund meines Alters – ich gehe mittlerweile auf die Vierzig zu – habe ich überhaupt keinen Bezug mehr zu den Lebenswelten der jungen Generation und auch kaum (eigentlich gar nicht :P) Kontakt zu jüngeren Menschen. Dieses Gespräch hat mir dabei geholfen, zu verstehen, wie es bei den Jüngeren offenbar ausschaut. Nicht gut also. Nicole, ich wünsche Dir viel Kraft und Du bist an Deiner Schule ganz sicher nicht allein, nur ducken sich viele vermutlich einfach nur weg. Umso mutiger, da stimme ich Maurice zu, dass Du in diesem Interview öffentlich über Deine schlimmen Erfahrungen gesprochen hast. Ich finde es von euch beiden wirklich toll, dass ihr so engagiert auf solche Probleme aufmerksam macht. Es kommen auch bessere Zeiten :), schließlich fangen immer mehr Menschen für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Das Ganze wird ein Happy End haben.
Liebe Grüße
Stephan Börger
Lieber Stephan, vielen Dank für deinen Kommentar. Für unsere Kinder, für eine bessere Zukunft!
Herzlichst, Maurice