Maurice: Mein Name ist Maurice Janich. Ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und ich habe es mir in der Coronazeit zur Aufgabe gemacht, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben und sie zum Thema Maske tragen in der Schule zu interviewen und heute habe ich die 10-jährige Luci bei mir. Herzlich willkommen liebe Luci.
Luci: Hallo.
Maurice: Ja Luci, schön, dass du da bist. Die 1. Frage, die ich dir gern stellen würde, ist: Wann musst du denn in deiner Schule die Maske tragen?
Luci: Also eigentlich muss ich da keine Maske tragen. Das war am Anfang von Corona. Da musste ich noch eine tragen auf dem Schulhof und auf den Gängen, aber im Klassenraum nicht. Im Bus muss ich aber eine Maske tragen.
Maurice: D.h., in eurer Schule müsst ihr aktuell keine Maske tragen?
Luci: Ja, weil unsere Kinder hat nur 45 Kinder und deshalb sind wir eine Kohorte.
Maurice: Also habt ihr die nötigen Abstände, die ihr einhalten könnt und müsst aufgrund dessen keine Maske tragen.
Luci: Ja.
Maurice: Super und jetzt hast du erzählt: Zu Beginn hast du eine Maske getragen. Mich würde mal interessieren: Wie ging es dir da mit der Maske? Welche Gedanken und welche Gefühle hast du da in dir feststellen können?
Luci: Naja, ich habe dann Kopfschmerzen bekommen und naja, man kriegt auch total schlecht Luft. Also, ich kriege da keine Luft. Es war auch irgendwie so bedrängt, was Neues im Gesicht zu haben, was eigentlich nicht da ist.
Maurice: Also Kopfschmerzen, ein eingeengtes Gefühl. Hast du noch was anderes feststellen können?
Luci: Naja, es war schon anstrengend. Also, wenn man die vergessen hat und so, dann durfte man nicht den Pullover nehmen, also nicht den Pullover davor halten oder so was. Und es war total anstrengend, die immer mitzunehmen. Ich finde, es ist kein schönes Gefühl diese Maske zu haben.
Maurice: Ja. Wie geht es dir denn, wenn du die anderen Menschen mit Maske siehst?
Luci: Naja, ich weiß nicht, das ist irgendwie … Ich kriege da auch Angst oder Panik, weil das sieht so aus als würde die ganze Welt nur danach spielen also als würden alle nur Masken tragen und das ist schon ein anderes Gefühl als sonst. Das ist was Neues.
Maurice: Und das macht dir Angst.
Luci: Ja.
Maurice: Wie ist das in deiner Klasse? Sprichst du mit deinen Mitschülern über das Thema Corona?
Luci: Ja schon, eigentlich schon. Aber das war am Anfang noch. Da haben wir noch total darüber gesprochen. Jetzt haben wir aber genug darüber geredet. Es ist vorbei quasi.
Maurice: Ist Corona super schlimm oder eher nicht so schlimm? Was denkst du?
Luci: Naja, ich denke, es ist jetzt nicht so schlimm wie alle behaupten oder wie es in den Fernsehnachrichten gesagt wird und so. Ich glaube, das ist nicht so schlimm. Aber ich weiß nicht, ich hatte auch immer Angst, wenn ich gehört habe, dass wir nicht mehr raus dürfen.
Ich habe mich gefangen gefühlt in unserem Land quasi. Meine Cousins, meine Verwandten wohnen in Schweden und dann konnten wir die nicht mehr besuchen und das war auch total blöd. Ich fand das doof mit diesen Regeln.
Maurice: Und hast du Angst davor, dass weitere Regeln folgen und vielleicht noch krassere Regeln?
Luci: Ja, davor habe ich auf jeden Fall Angst, dass es noch schlimmer werden könnte.
Maurice: Jetzt hast du gerade gesagt, dass Corona nicht so schlimm ist, wie es im Fernsehen dargestellt wird.
Luci: Ja, das glaube ich auf jeden Fall, denn die erzählen auch immer so was wie: „Wenn die Eltern oder die Großeltern sterben, dann seid IHR auf jeden Fall daran schuld.“. Das erzählen die auch im Kinderfernsehen, in der Werbung oder so was. Ich weiß nicht, das ist irgendwie voll Panikverbreitung irgendwie ne? Ich glaube nicht, dass es wirklich so schlimm ist.
Maurice: Also ich weiß, warum du das weißt, aber vielleicht mal für diejenigen, die sich das jetzt nicht erklären können: Woher weißt du das, dass das Panikverbreitung ist und dass übertrieben wird im Fernsehen? Woher weißt du das?
Luci: Also ich und meine Eltern, die beschäftigen sich auch viel damit und die erzählen mir auch viel. Meine Eltern haben auch verschiedene Sichtweisen und dann weiß ich von beiden so ein bisschen. Dann habe ich mir meine eigene Sicht aus den beiden verschafft und dann habe ich herausgefunden, dass es nicht so schlimm ist wie man glaubt, weil die haben gesagt, man sollte vorsichtig sein, aber es ist nicht so schlimm.
Ich habe auch im Fernsehen gesehen oder auf dem Handy, dass Kinder daran nicht so oft sterben, also eigentlich nicht und zu 80% merkt man nicht mal, dass man es hatte.
Maurice: Luci, ich bin sehr beeindruckt von dir mit deinen 10 Jahren. Das bedeutet, du hörst Mama und Papa zu. Du nimmst die Informationen, würfelst sie zusammen, recherchierst und bildest dir deine eigene Meinung.
Luci: Ja.
Maurice: Und wir haben ja so ein Bauchgefühl. Lässt du dein Bauchgefühl auch mit in die ganze Sache einfließen?
Luci: Ja. Es war so: Mein Bauchgefühl hat mir immer gesagt, dass alles wieder gut wird. Dann haben aber meine Eltern erzählt: es ist nicht schlimm, aber man sollte sich schon damit beschäftigen, man sollte aufpassen, aber es ist da und dann wusste ich nicht mehr, was ich glauben sollte.
Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, dass alles gut ist und dann habe ich auch manchmal gesagt, dass ich das nicht mehr hören möchte, weil ich wusste, es wird alles gut. Und wenn die dann immer sagten „es ist so, es ist so, es ist so“, dann hatte ich meine eigene Meinung quasi verloren und dann habe ich auch gesagt, ich möchte nichts mehr hören. Ich möchte das nicht mehr.
Maurice: Jetzt hast du vorhin noch erzählt, dass im Kinderfernsehen davon berichtet wird, dass ihr verantwortlich dafür seid, dass Großeltern sterben usw.. Weißt du noch, auf welchem Sender das lief?
Luci: Nein, das weiß ich nicht.
Maurice: Ok. Aber du hast es definitiv gehört?
Luci: Ja.
Maurice: Ja, was sagst du dazu?
Luci: Ich weiß nicht. Ich finde, das ist unverantwortlich, weil die Kinder damit sich nicht beschäftigen sollten. Ich glaube, das ist nichts für die Kinder.
Maurice: Ja. Da hast du absolut Recht zu 100%.
Luci, als du im März noch keine Informationen hattest zu Corona: Hattest du da auch schon ein Bauchgefühl, wenn du einen Bericht im Fernsehen gesehen hast?
Luci: Ja, es sagte mir von Anfang an: es wird alles gut. Am Anfang dachte ich … naja, meine beste Freundin hatte mir die ersten Berichte darüber erzählt und meinte, es wäre ganz, ganz schlimm und ich wusste, dass es nicht so ist. Ich dachte, naja, das geht gleich vorbei und dann kamen aber diese ganzen Regeln und da habe ich mir schon ein bisschen Sorgen gemacht, aber eigentlich wusste ich, es wird gut.
Maurice: Super, du hast ein ganz, ganz tolles Bauchgefühl. Wünschst du dir etwas für die Zukunft? Hast du einen Wunsch?
Luci: Also ich wünsche mir, dass alles wieder gut wird und ich wünsche mir, dass es einfach aufhört, damit ich nicht mehr dieses gefangene Gefühl habe in diesem Land eingesperrt zu sein, damit ich wieder Freiheit habe.
Maurice: Luci, gibt es noch irgendetwas, das ich dich nicht gefragt habe, was du mir noch gern erzählen würdest?
Luci: Eigentlich nicht.
Maurice: Ja Luci, du bist ein ganz tolles Mädchen. Ich finde, für deine 10 Jahre bist du auch sehr reif, sehr intelligent, hast ein tolles Bauchgefühl. Mach unbedingt weiter so und jetzt wünsche ich dir erst mal für deine Zukunft alles Liebe und Gute und vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.
Luci: Ja, bitteschön.
Maurice: Mach’s gut.
Luci: Tschüss.
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